Lernen lernen

Wie soll man sich das bloß alles merken …?

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie gehen durch einen Supermarkt auf der Suche nach bestimmten Produkten und wollen Preise im Kopf behalten. Welche Anzahl schaffen Sie? Sechs, neun oder zwölf? Mit diesem Versuch startete Wilfried Helms, Gymnasiallehrer bis 1991 und seitdem Alleininhaber der Firma „Mind Unlimited“ seinen Vortrag im Ringeisensaal vor Eltern der Unterstufe. Das Ergebnis des oben beschriebenen Versuchs: Das Ultrakurzzeitgedächtnis bewältigt höchstens sieben kleine Inhalte (Zahlen, Wörter). Also darf man es nicht überlasten. Natürlich ist es möglich, an einem Tag zahlreiche Vokabeln zu lernen – aber eben nur in kleinen Portionen! Damit ist eine der fünf Säulen des Lernens bereits beschrieben:

1          Kleine Lerneinheiten!

Noch leichter fällt das Lernen, wenn die Inhalte eine Struktur haben. Vielleicht lässt sich aus den zu lernenden Wörtern eine Geschichte bilden oder es ist eine Einteilung in Kategorien, in ein Raster möglich. Dann lernt es sich erheblich leichter, wie diese Listen von 20 Wörtern zeigen, die von einer Kandidatin und einem Kandidaten aus dem Publikum innerhalb von zwei Minuten auswendig zu lernen waren.

Schwer zu merken (in dieser Reihenfolge)
Meer – Tulpe – Sessel – Hubschrauber – Narzisse – Pfütze – Bank – Schiff – Sofa – See – Tisch – Nelke – Eisenbahn – Stuhl – Veilchen – Ozean – Rose – Flugzeug – Auto – Teich

 Leicht zu merken (in dieser Sortierung: Gewässer, Blume, Möbel, Verkehrsmittel)
Meer – Ozean – See – Teich – Pfütze
Nelke – Tulpe – Rose – Veilchen – Narzisse
Sofa – Sessel – Stuhl – Bank – Tisch
Auto – Hubschrauber – Flugzeug – Eisenbahn – Schiff

2          Strukturierung

Zwei der fünf Säulen des Lernens waren damit erklärt. Die drei anderen sind

3          Visualisierung („Das Bild im Kopf!“)

4          Aktivierung („Selbst etwas tun!“)

5          Emotionalisierung („Wie fühle ich mich dabei?“)

Doch richtiges Lernen kann nur gelingen, wenn die Umgebung stimmt: strukturierter zeitlicher Ablauf, zum Beispiel bei den Hausaufgaben, sinnvoll gestalteter Arbeitsplatz, zeitlicher und räumlicher Abstand zum Smartphone und anderen Möglichkeiten der Ablenkung.

Schließlich ist auch die Motivation ein wichtiges Thema. Die Lebensspanne, in der Kinder und Jugendliche viel lernen müssen, ist die Pubertät. Das Lernen über die eigene Person und Lernen in der Schule kollidieren da mitunter heftig. Klare Ansage und ständige Ermunterung und Ermutigung sollten dabei Hand in Hand gehen. Helms: „Betonen Sie als Eltern die positiven Seiten! Sagen Sie nie, was Ihr Kind alles falsch gemacht hat!“