Geschichte praxisnah und im öffentlichen Leben – Schülerinnen und Schüler bei der Tagung „NS-Erinnerungsorte“ sehen und verstehen

Die Tagung „NS-Erinnerungsorte in Schwaben. Sehen, Verstehen, Vernetzen“ fand am vergangenen Freitag, 10. November, in Ursberg statt. Diese Veranstaltung stellte den zweiten Teil der Reihe „NS-Erinnerungsorte sehen und verstehen“ dar, welche erstmalig 2022 von der Schwabenakademie Irsee und der Bezirksheimatpflege Schwaben initiiert worden ist und heuer mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk als Kooperationspartner durchgeführt wurde.

Ziel der Tagungsreihe ist primär, die Erinnerungsarbeit zahlreicher Akteure im Raum Bayerisch-Schwaben zu vernetzen, um die Präsenz der Erinnerungsorte zu verstärken und schwabenweit sichtbar zu machen. So fand sich ein hochkarätig besetztes, ca. fünfzigköpfiges Plenum mit zahlreichen Akteuren aus vielfältigen Arbeitsfeldern der historischen Arbeit – z.B. aus dem institutionellen Bereich mit Leitungen von Bildungswerken (Dr. Stefan Raueiser, Irsee), Archäologen (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Archivaren oder der Bezirksheimatpflege (Christoph Lang), aber auch aus dem kirchlichen (Domvikar  Ulrich Müller, Augsburg; geistlicher Direktor des Ringeisen-Werkes, Martin Riß) und ehrenamtlichen Bereich (Geschichtskreise) – zusammen.

Prof. Dr. Christian Kuchler (Inhaber des Lehrstuhls Didaktik der Geschichte an der Universität Augsburg) sowie PD Dr. Stefan Paulus (vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg) stellten in ihren Beiträgen die akademische Arbeit bezogen auf Vermittlung von historischer Bildung bezüglich Gedenkstätten bzw. das bundesweit einzigartige Zertifikat „Praxisfeld Gedenkstättenarbeit“ – beheimatet am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg – vor. Als praktisches Beispiel der historischen Arbeit in der Schule jenseits des Geschichtsunterrichts fungierte der Beitrag eines Projektseminares des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg, in dessen Rahmen sich Schülerinnen und Schüler mit der Neukonzeption des Klostermuseums Ursberg beschäftigen. Dem Rahmenthema der Tagung folgend, stand dabei v.a. der geplante Bereich „Klostergeschichte in der NS-Zeit“ im Fokus.

Die Schülerinnen und Schüler konnten durch die Tagung und ihren wertvollen Beitrag dazu erfahren, dass es auch außerhalb des Rahmens Schule historisch interessierte bzw. engagierte Menschen im öffentlichen Leben gibt, deren Anliegen es ist, durch ihre praktische Arbeit geschichtliches Wissen in der Gesellschaft zu verankern. Ziel dieser Bemühungen ist es, Menschen hinsichtlich der Relevanz von Geschichte bzw. Erinnern als Basis für das Verständnis der historischen Bedingtheit von Gesellschaft und Individuum zu sensibilisieren und damit die Einsicht zu vermitteln, dass Erinnerung in einer zunehmend von Geschichtsrelativismus geprägten Zeit sowohl als Basis als auch als Kompass für eine wertgeleitete, kritische Lebensführung von verantwortungsbewussten Bürgern dienen kann.

Sebastian Eberle