Neuer Schulleiter am Ringeisen-Gymnasium

Neuer Schulleiter am Ringeisen-Gymnasium setzt auf gutes Miteinander

Mittelschwäbische Nachrichten, Dienstag, 3. September 2019, von Stefan Reinbold

Andreas Merz (Jahrgang 1965) ist neuer Schulleiter des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg. Der gebürtige Erlanger ist verheiratet, hat drei Kinder, lebt in Muttershofen und ist in der Ziemetshauser Pfarrei unter anderem als Kommunionhelfer aktiv. 

Mit dem neuen Schulleiter Andreas Merz kehrt ein alter Bekannter an das Ringeisen-Gymnasium Ursberg zurück. Worauf er Wert legt und was er an Ursberg schätzt.

Mit dem Antritt als neuer Schulleiter des Ringeisen-Gymnasiums schließt sich für Andreas Merz ein Kreis. Hier kommt zusammen, was schon einmal zusammen war. Im Herbst 1995 begann der aus Erlangen stammende Merz (Jahrgang 1965) als junger Mathe- und Physiklehrer am Ursberger Gymnasium. 2010 wechselte er ans Katholische Schulwerk nach München, eine „Art katholisches Kultusministerium“, wie Merz augenzwinkernd bemerkt. Dort leitete er drei Jahre das Ressort Schulentwicklung und Evaluation. Eine prägende Zeit, in der ihm klar wurde, wie wichtig Rückmeldungen und offene Gespräche über den Unterricht sind. Was in Wirtschaftsunternehmen zum Alltag gehört, stößt unter Lehrern nicht immer auf ungeteilte Begeisterung. „Anfangs ist das schwierig gewesen“, räumt Merz ein, „hat dann aber schon Akzeptanz gefunden.“ Es gehe bei der Evaluation nicht um „Besserwisserei“, sondern darum, sich zu versichern, dass die Qualitätsziele, die man sich als Schule gesetzt hat, auch erreicht werden.

Schülerfeedback in Kaufbeuren eingeführt
So hat Merz in seiner Zeit am Marien-Gymnasium in Kaufbeuren, wo er bis zuletzt Schulleiter war, unter anderem ein Schülerfeedback eingeführt. Das war in der Tat ein „heißes Eisen“, erinnert sich Merz. „Wir muten das den Schülern jeden Tag zu, selber sind wir aber sehr empfindlich, da nehm‘ ich mich selbst nicht aus.“ Rückmeldungen in alle Richtungen seien jedoch eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verbesserung des Unterrichts. Die Schülerinnen – das Marien-Gymnasium ist eine reine Mädchenschule – füllten die Fragebögen fast ausschließlich ernsthaft aus, „niemand wurde in die Pfanne gehauen.“ Der Mehrwert solcher Bewertungsinstrumente liege im Gespräch über die Ergebnisse, betont Merz. „Das Miteinander verändert sich und die Schüler merken, ’ich werde ernst genommen’.“ Dabei trete eine Veränderung auf der Beziehungsebene ein.

„Die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern ist hier glaub ich sehr gut“, sagt Merz. Überhaupt sei Ursberg ein besonderer Ort mit einem besonderen Geist. Das spüre man im täglichen Umgang mit dem Kloster, mit den Mitarbeitern und allen Menschen dort. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Der Ruf des Ringeisen-Gymnasiums sei zudem sehr gut, sagt Merz. „Die Leute wissen, was sie hier haben.“ Der Satz, ’Jeder Mensch ist kostbar’, den Generalvikarin Schwester Christiane geprägt hat, werde in der Schule tatsächlich gelebt, sagt Merz.

Schwerpunkte in der Digitalen Bildung setzen
Auch daran, dass es neben den eigentlichen Unterrichtsfächern im Bereich Musik, Theater und Tanz so viele Angebote gebe, „macht sich fest, wie man miteinander umgeht.“ Fächer wie Kunst oder Sport sind für Merz auch aus anderen Gründen unglaublich wichtig. „Wir müssen die jungen Leute heute mehr denn je fit fürs Leben machen“, ist der Schulleiter überzeugt. Die Veränderungen etwa durch die Digitalisierung seien so rasch. „Glauben wir wirklich, dass das spurlos an den Menschen vorübergeht“, fragt er. Auch für die Lehrer sei es mitunter schwierig, digitale Bildung zu vermitteln und erfordere immer wieder, auch über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Drei Bereiche liegen Merz bei diesem Thema am Herzen. „Wie bedien ich das, wie nutz ich das mehrwertig und wie nutz ich das verantwortungsvoll?“ All diese Fragen müssten in den Unterricht aller Fächer einfließen. Dabei ist sich Merz auch der negativen Seiten der Digitalisierung sowie der Diskussionskultur in den Sozialen Netzwerken bewusst. „Es ist Wahnsinn, welche Herausforderungen durch den unreflektierten Gebrauch des Handys in die Schule hereinschwappen“, sagt Merz auch mit Blick auf das Thema Mobbing.

Aber auch im analogen Bereich habe sich die Diskussionskultur verändert, stellt Merz fest. Dass Entscheidungen von Lehrern nicht in Stein gemeißelt sind und auch vor Gericht beklagt werden können, hält Merz grundsätzlich nicht für falsch. „Ich bedaure es aber, dass man manchmal nicht mehr durch ein gutes Gespräch zu einer Einigung kommt.“

Mit dem Fahrrad nach Ursberg
Herausfordernd sei auch der Umgang mit der Geschlechterfrage. „Man möchte es nicht glauben, aber es gibt Unterschiede bei den Geschlechtern“, sagt Merz und lacht. Heutzutage gelten eher die Buben als Bildungsverlierer, darauf müsse man reagieren. „Wir sprechen so viel über Individualisierung, ab er in diesem Bereich, da versucht man einen ganz großen Unterschied wettzumachen“, ärgert sich Merz. Buben brauchen seiner Erfahrung nach mehr Bewegung. „Die kannst du nicht sechs Stunden irgendwo reinsetzen und zutexten.“ Beginn und Verlauf der Pubertät entwickelten sich bei Mädchen und Buben ganz unterschiedlich, das könne er auch aus eigener Erfahrung als dreifacher Familienvater bestätigen.

Natürlich habe er als Schulleiter viele und auch andere Erfahrungen gemacht, zunächst einmal wolle er sich die Prozesse und Institutionen in Ursberg einmal anschauen, ehe er Veränderungen einführe. „Ich glaube das A und O ist, dass man flexibel bleibt, Schule ist was Lebendiges“, sagt Merz auch mit Blick auf die Planung des beginnenden Schuljahres. „Es wird sehr viele Gespräche geben“, prophezeit er. Wenn man Schule und Lehrer kennenlernen will, müsse man reden.

Neben erhöhtem Redebedarf erwartet Merz auch mehr Bewegung im neuen Job. Durch die räumliche Nähe zu seinem Heimatort Muttershofen könne er jetzt wieder auf das Fahrrad als Fortbewegungsmittel umsteigen. Für den passionierten Freizeitradler ein willkommenes Geschenk. „Ich bin da sehr dankbar, man sitzt ja viel in meinem Beruf und Bewegung kommt meist zu kurz.“