Eine Inszenierung des Landestheaters Schwaben
Anfang März besuchten die Schüler der Oberstufe des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation das Theaterstück „Mutter Courage und ihre Kinder“. Es ist eines der meist aufgeführten Bühnenstücke Brechts. Das Drama findet zudem im Unterricht der Oberstufe seinen Platz.
Die Handlung spielt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Mutter Courage, eine fahrende Händlerin, die die Truppen begleitet und die Soldaten mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs versorgt, versucht mittels des Krieges einen ordentlichen Profit zu erwirtschaften. Die Geschäfte auf Kosten der Menschlichkeit kosten Sie im Verlauf der Geschichte allerdings ihre eigenen Kinder. Die Frage nach Moral in Zeiten des Krieges spielt dabei eine zentrale Rolle.
Brechts Abscheu vor dem Krieg und seine Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft sind gerade in Anbetracht der aktuellen Probleme einer globalisierten Welt aktueller denn je. Dies dachte sich wohl auch das Ensemble des Landestheaters Schwabens in Memmingen und inszenierte die Geschichte auf zeitgemäße Art und Weise neu.
Während im Hintergrund eine dreiköpfige Band diverse Sequenzen musikalisch interpretierte, bewegten sich die Schauspieler im Vordergrund zumeist auf einem, den Raum nahezu ausfüllenden, aufblasbaren Luftkissen. Bereits vor Beginn des Stücks sprangen und kämpften zwei als Soldaten kostümierte Schauspieler auf diesem und zogen somit die Aufmerksamkeit auf sich. Das Stück beginnt mit den Klagen eines Werbers gegenüber seinem Feldwebel. Die Suche nach neuen Rekruten erweist sich in dieser Zeit als außergewöhnlich schwer. Der Auftritt der Mutter Courage und ihrer Kinder zieht sofort die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Der Werber schafft es schließlich, einen der Söhne, Eilif, für den Soldatendienst zu gewinnen. Die Tage ziehen ins Land und Mutter Courage reist der Front hinterher. Dabei verliert sie ihren zweiten Sohn und ihre Tochter Kattrin erleidet einen Missbrauch und wird letztendlich durch Soldaten hingerichtet. All das scheint der Mutter zwar zuzusetzen, dennoch denkt sie weiterhin nur an ihren Profit. Die Sorge, dass der Krieg bald enden könnte, ist weitaus größer als der Verlust ihrer Kinder.
Die Elemente des epischen Theaters wurden den Schülern und Schülerinnen durch das Landestheater deutlich vermittelt. Brechts Ziel war es nicht, dass der Zuschauer sich in die Personen einfühlt, sondern dass er eine distanzierte Position einnimmt, aus der er das Geschehen kritisch begutachtet und einen Erkenntnisgewinn erzielt. Dies ist vermutlich auch der Grund, weshalb einige Anspielungen auf Greta Thunberg oder auch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump enthalten waren. Der Zuschauer soll das, was er auf der Bühne gesehen hat, hinterfragen und die eigene Gesellschaft überdenken. Die typischen Verfremdungseffekte durch die Band sorgten bei einigen Schülern und Schülerinnen zusätzlich für Verwunderung. Insgesamt bekam die Oberstufe ein gut inszeniertes Stück zu sehen, welches hoffentlich die ursprüngliche Intention erreicht hat: eine Reflexion der aktuellen Ereignisse, von denen sie direkt ebenfalls betroffen sind. Gerade die Menschlichkeit kommt in unserer Gesellschaft immer noch häufig zu kurz.
Markus Zick