Jugendoffizier der Bundeswehr informiert Ursberger Gymnasiasten über den Einsatz der Bundeswehr in Mali
Hauptmann Christian Schicht, Jugendoffizier bei der Bundeswehr, nahm sich am 16. April eine Stunde Zeit für die Schülerinnen und Schüler der Q12 des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg, um diese über den Einsatz der Bundeswehr in Mali zu informieren. Themen der digitalen Veranstaltung waren dabei nicht nur die allgemeinen Aufgaben der deutschen Streitkräfte, sondern auch die Lage in Mali, sowie die Entwicklung des Konfliktes in diesem nord-west-afrikanischen Land.
Neben der Landes- und Bündnisverteidigung seien die humanitäre, sowie die Amtshilfe eine wichtige Aufgabe der Bundeswehr, aber auch die Konfliktverhütung, die Krisenbewältigung und der Kampf gegen den Terrorismus fielen in den Aufgabenbereich der deutschen Streitkräfte, so der Jugendoffizier, der digital der Unterrichtsstunde zugeschaltet worden war. Besonders anschaulich und aktuell beschrieb er jedes dieser Aufgabenfelder. So zeigte er die Bündnisverteidigung anhand des Einsatzes in Litauen auf, bei dem 400 deutsche Soldaten im Auftrag der NATO und der EU den „Stolperdraht“ an der Grenze zu Russland „ziehen“, oder die Amtshilfe, die in der derzeitigen Corona-Lage im Sinne der personellen Unterstützung in Gesundheitsämtern, Impfzentren und Alten- beziehungsweise Pflegeheimen zum Tragen kommt. Wichtig sei hierbei zu wissen, dass die Bundeswehr immer nur auf Antrag tätig werde und eben nicht aufgrund des Wunsches der Soldaten.
Über die letzte Aufgabe, die Konfliktverhütung, die Krisenbewältigung und den Kampf gegen den Terrorismus, kam Herr Schicht dann zum zentralen Thema der Informationsveranstaltung: Mali.
Hierbei erklärte der engagierte Redner den Jugendlichen, wie es zur Einstufung verschiedener Länder im „Fragilen Staaten Index“ kommt und dass dabei die Merkmale „funktionierende und starke Regierung“, „Versorgungslage der Bevölkerung“ und „soziale Ungerechtigkeit“ von besonderer Bedeutung seien. Durch sein immenses Wissen sowie seine perfekt gewählten Beispiele und Vergleiche schaffte es der Jugendoffizier, den Schülern die Problematik in Mali vor Augen zu führen. So war es besonders beeindruckend zu erfahren, dass das Durchschnittsalter in Mali bei 15 Jahren liegt, wohingegen bei uns in Deutschland dieses bei 40 Jahren ist. Neben der sozialen Ungleichheit und der schwierigen Versorgungslage der Bevölkerung ist die geschwächte Regierung, vor allem im Norden des Staates, ein Grund für die destabilisierte Lage des Landes. Herr Schicht zeigte das sehr detailliert in einem kurzen zeitgeschichtlichen Abriss ab dem Jahr 2011. Beginnend mit den ersten Aufständen im Norden durch die Tuareg, um die Region Azawad zu befreien, über die eigenständig ausgerufene Unabhängigkeitserklärung dieses Teilgebietes im April 2012 durch die regierungsfeindlichen Gruppierungen, welche das Land aufgrund der prekären Sicherheitslage und der schlechten Versorgung der Zivilbevölkerung in einen Bürgerkrieg stürzte, in dem nicht nur die Tuareg, sondern auch verschiedene terroristische Gruppen, wie die Ansar Dine, gegen die Regierung in Bamako aufbegehrten, bis hin zur Übergangsregierung Ende 2012, die sich dann aber zerschlug und die Intervention Frankreichs als ehemaligem Kolonialherr nötig machte. Dieser militärische Eingriff Frankreichs verfehlte allerdings sein Ziel, Stabilität für Mali zu bringen, was die beiden Missionen MINUSMA (UNO) und EUTM Mali (EU) nötig machte.
Beide Stabilisierungsmissionen werden von deutschen Soldaten bis heute mitgetragen und sind u.a. durch die Resolution des UN-Sicherheitsrates bestätigt. Herr Schicht verwies auf die Nachhaltigkeit der Tätigkeit der Soldaten in Mali. In der EUTM Mali werden malische Soldaten trainiert und die MINUSMA betreibt durch ihren vernetzten Ansatz nicht nur militärische Arbeit, sondern ist auch auf die Versorgung der Bevölkerung ausgerichtet, sowie auf den Aufbau der Infrastruktur und die Stärkung politischer Institutionen.
Als Abschluss der Veranstaltung stellte der Jugendoffizier die konkreten Aufgaben der Bundeswehr in Mali vor. Diese seien der Schutz der Zivilbevölkerung durch Präsenz und Kommunikation, die Aufstellung von Checkpoints, um Waffen- und Drogenhandel aufzuspüren, und der Einsatz von militärischen Mitteln, wie einer unbewaffneten Drohne zur Luftbildaufklärung oder Kampfhubschraubern (zur Sicherung verwundeter Soldaten aus Kampf- und Konfliktsituationen) und eines Transportflugzeuges der Bundeswehr, das sogar als mobiles Krankenhaus dienen kann.
Herr Schicht rundete den Vortrag mit dem Fazit ab, dass die Destabilisierung eines Landes sehr schnell ginge, die Stabilisierung aber deutlich länger dauern würde.
Der Vortrag war nicht nur eine gelungene Abwechslung zum Corona-Schulalltag, sondern auch eine sehr anschauliche und informative Ausarbeitung eines wichtigen Teils des Lehrplans, der für das kurz vor der Tür stehende Abitur wichtig ist. Damit sollten die Schüler bestens auf die Arbeit von Bündnissen zur Sicherung des Friedens vorbereitet sein!
Lucia Mehr