Eine herausragende Seminararbeit im Fach Musik

15 Punkte für ein Halleluja

Text und Bild: Melanie Springer-Restle, Mindelheimer Zeitung, Freitag, 28. Mai 2021

Um in Bayern Abitur zu machen, muss jeder Schüler auch eine Seminararbeit anfertigen. Die Themenfindung ist für viele Schüler eine zähe Angelegenheit. Nicht so für Laurenz Meitinger aus Könghausen, denn dank seines musikalischen Interesses und der Ideentruhe seines Musiklehrers Mathias Jannetti war schnell ein Thema gefunden, das auch einen greifbaren Nutzen für die Marktgemeinde Markt Wald hat. Seminarleiter Jannetti machte seinen Schüler auf eine Kirchenlied-Komposition zum Pfingstfest von Anton Schmid (1799 – 1875) aus dem 19. Jahrhundert aufmerksam, die im Archiv der Musikhandschriftensammlung der Pfarrei Markt Wald vor sich hin dümpelte und nur darauf wartete, aus dem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Der regionale Aspekt der Komposition „Veni Sancte Spiritus“ (lat. Komm Heiliger Geist) gab dem Thema einen zusätzlichen Reiz, so der 18-jährige Abiturient in spe, der sich darüber bewusst war, dass viele Seminararbeiten nach der Benotung in der Versenkung verschwinden.

Bei der Handschrift handelt es sich um die einzige erhaltene Handschrift des Komponisten. Schmid war als Musiklehrer am Gymnasium in Dillingen tätig und später als Chorregent in der Augsburger Pfarrei St. Georg. Dem Musikhandschriftenkatalog der Pfarrei Markt Wald zufolge hatte Schmid Kontakt zum Chorregenten der Pfarrei Thannhausen. Von dort gelangte die Handschrift vermutlich über die Lehrerfamilie Haug nach Markt Wald. „Für uns ist interessant zu wissen, dass hier im ländlichen Raum ein beachtliches Orchesterwerk mit vierstimmigem Chor komponiert und inszeniert wurde“, sagt Jannetti fast stolz. Vom Stil sei Schmids Werk mit Komponisten aus der Wiener Klassik zu vergleichen, allerdings nicht auf so hohem Niveau. Schließlich musste die Komposition auch für Laienchöre aufführbar sein.

Laurenz hatte sich zum Ziel gesetzt, die Komposition allgemein zugänglich zu machen, indem er eine sogenannte Spartierung der einzelnen Instrumente vornahm. In mühseliger Kleinstarbeit entzifferte Meitinger die einzelnen Handschriften, digitalisierte sie mit einem Notenschreibprogramm und fasste sie zu einer Partitur zusammen. Eine besondere Herausforderung dabei war die deutsche Schrift, die sich oft nur schwer entziffern ließ. Der Schüler musste sich außerdem stellenweise in den Komponisten hineinversetzen und „schräge Töne“, lokalisieren und ausbessern. Nach der Fleißarbeit kam die Kür und gleichzeitig der kreative Part: Meitinger arrangierte eine Orgelstimme. All die Mühe hat sich gelohnt, denn Seminarleiter Jannetti bezeichnete die Arbeit als „überragende Leistung“ und verteilte volle 15 Punkte, was einer Eins plus entspricht.

Ob und wann das Stück auf der Markt Walder Koulen-Orgel in der Kirche Mariä Himmelfahrt zu hören sein wird, ist derzeit noch offen.

Auf die Frage, wie ein relativ junger Mensch eine derartig komplexe Arbeit verfassen kann, muss der sympathische Gymnasiast schmunzeln. Seit der dritten Klasse ist er begeisterter Horn-Spieler. Er spielt außerdem in diversen Orchestern und in einer Rock- und Pop-Band. Jannetti bedauert sehr, den Schüler und Musiker nach dem Abitur ziehen lassen zu müssen. Aber immerhin hat er seinem Lehrer und dessen Wohnort zum Abschied ein kleines Denkmal gesetzt.