Bibelprojekt

Ein persönliches Exemplar der Bibel für jede Schülerin und jeden Schüler des Ringeisen-Gymnasiums als Geschenk zu Weihnachten

Ein Vormittag im Herbst: Am Liefereingang des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation entlud eine Spedition zwei Paletten, die jeweils rund eine halbe Tonne wogen. Das Lager für die Schulbücher, das während des Schuljahres Platz bietet, wurde für die geheime Fracht so umgestaltet, dass es die rund 840 Bibeln aufnehmen konnte. Jedes Exemplar trägt vorn die zusätzliche Aufschrift „Ausgabe für das Ringeisen-Gymnasium Ursberg“. Den Rücken zieren das Signet der Kongregation und das Schullogo. Auf dem hinteren Buchdeckel ist ein Spruch des Franziskus von Assisi zu lesen: „Die Heilige Schrift lesen, heißt Christus selbst um Rat zu fragen.“ Innen ist jeweils ein Name eingedruckt. Für jeden Schüler und jede Schülerin – gleich welchen Glaubens – gibt es ein persönlich gekennzeichnetes Exemplar. Hier begann die logistische Kleinarbeit von Pater Christian Hamberger, dem Schulseelsorger und Fachschaftsleiter für Religion, und Pfarrerin Agnes Weishaupt: Anhand alphabetischer Klassenlisten musste der Berg der Bibeln geordnet werden, damit jede und jeder das richtige Exemplar erhielt. Pater Christian hatte auch die Idee zu dieser besonders wertvollen Aktion. Dazu sammelte er bei Privatleuten und Firmen rund 15.000 Euro an Spendengeldern, denn schließlich sollten alle Bibeln verschenkt werden.

Ein Vormittag kurz vor Weihnachten: Der Altarraum der Kirche St. Florian war für die Weihnachtsgottesdienste der Schule geschmückt mit zahlreichen „Kerzen“. Es waren Büchertürme – „Bibelkerzen“ – mit einem Licht obendrauf: für jede Klasse ein Stapel. In seiner Predigt ging Pater Christian auf zentrale Sätze aus dem Prolog des Johannesevangeliums ein: „Im Anfang war das Wort“ und „Das Wort ist Fleisch geworden“. Er machte deutlich, dass mit dem Wörtchen „Wort“ Jesus Christus gemeint ist und mit der Formulierung „Fleisch geworden“ die Menschwerdung Gottes, die Christen am Weihnachtsfest feiern. Damit war auch der Grund gelegt für eine besondere Geste: Pater Christian legte das kostbare Evangeliar, aus dem er vorgelesen hatte, in die leere Krippe vor dem Altar. Zusammen mit einer Schülerin stellte er die neue Schulbibel vor. Dabei erinnerte er an die Zehn Gebote, für die die Israeliten die Bundeslade und schließlich den Tempel in Jerusalem erbaut hätten, und veranschaulichte so die immense Bedeutung des Wortes Gottes. Die Überraschung der Schülerin war groß, als sie in dem Exemplar, das sie in den Händen hielt, ihren eigenen Namen las. Pater Christian verwies auf die Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja „Ich habe deinen Namen in meine Hände geschrieben“ und sagte: „So wie Schüler sich manchmal auf die Hand schreiben, um etwas nicht zu vergessen, will Gott uns nicht vergessen.“ Nach dem Schlusssegen teilten die Religionslehrkräfte die Bibeln an ihre Klassen aus.

Christian Pagel