Chemievorführungen − von der Show zum Unterrichtskonzept
Chemievorführungen haben an vielen Schulen und Universitäten Tradition. Kein Zufall, schließlich fristet das Fach Chemie im Bewusstsein der Öffentlichkeit ein „Nischen-dasein“ und eine Chemie-Show bietet eine willkommene Gelegenheit, aus diesem Schatten herauszutreten. Bei uns ist das konkret am Tag der Offenen Tür, an unserem Adventsbasar oder auch am Schulfest der Fall, also an drei Tagen, die maßgeblich zum Profil unserer Schule beitragen. Gerne würden wir Ihnen jeden einzelnen Versuch „persönlich“ vorstellen; allein die Aufzählung der Namen der Experimente zeigt jedoch mit welchem Umfang wir es zu tun haben.
In unseren Chemieshows zeigen wir beispielsweise Versuche zum Thema Wasserstoff, Säuren und Basen, Licht und Farben, Explosivstoffen, Katalysatoren, Selbstentzündung, Metalle und ihre Oberflächen, Gleichgewichtsreaktionen uvm.
Wer kennt sie nicht die Mickey-Maus-Stimme, die Knallgas-Explosion, die singende Dose, Springbrunnenversuche, Rauchringe aus Salmiak, brennenden Seifenschaum, Flammenfärbungen, Fluoreszenz und Phosphoreszenz, Chemolumineszenz, den elektrischen Lichtbogen, die Gummibärchenhölle, Knallsilber, Iodstickstoff, Phosphor und Kaliumchlorat, Schießbaumwolle, Staubexplosionen, Elefantenzahnpasta, den Silberspiegel, die oszillierende Iod-Uhr, die Landolt´sche Zeitreaktion, das oszillierende Platinherz, den Blue-Bottle-Versuch, das Chemische Chamäleon, Kohle aus Zucker, Thermit, uvm.
Jede Show enthält eine Auswahl aus diesem breiten Spektrum und natürlich ist jede Show einzigartig.
Hier zwei Beispiele aus unserem Programm:
Für alle Beteiligten sind die Versuche besondere Erlebnisse, die dauerhaft im Gedächtnis bleiben. Für die Weiterentwicklung unseres Chemieunterrichts bedeutet das: eine ganze Reihe von den Beobachtungen, die sich so eingeprägt haben, lassen sich auch interessant erklären und in ganz unterschiedliche Themenbereiche des Chemieunterrichts in Theorie und Praxis integrieren.
Ulrich Link und Carmen Rettermeier
P-Seminare in Chemie
Im Fachbereich Chemie gab es im Rahmen der P-Seminare bereits sehr unterschiedliche Angebote.
Als erster externer Partner fungierte eine fleischverarbeitende Firma in der näheren Umgebung: Durch die zunehmende industrielle Fertigung von Lebensmitteln verlieren die Menschen immer mehr den Bezug zum Produkt „Nahrung“. Das Projekt sollte den Schülern den Fertigungsprozess von Fleischprodukten nahebringen. Durch die Erstellung eines Fragebogens lernten die Jugendlichen die Erfordernisse der Produktentwicklung kennen und griffen unmittelbar in den Zusammenhang zwischen Marktforschung und Produktpalette mit ein.
Neben der direkt gestellten Aufgabe, einen aussagekräftigen Bogen zur Kundenbefragung zu entwickeln, lernten die Schüler Berufe kennen, die im Zusammenhang mit Herstellung und Vermarktung von Lebensmitteln stehen. Außerdem sollten zum tieferen Verständnis Einblicke in den Herstellungsprozess der Fleisch- und Wurstwarenfertigung gegeben werden, chemische Analysenmethoden zur Sicherung der Qualität vorgestellt und teilweise von den Schülern in schulinternen Experimenten durchgeführt werden.
Recherchearbeit in Internet und Fachliteratur verschaffen dazu einen ersten Überblick über die Tätigkeit des Partnerunternehmens und Anforderungen der Marktforschung. Von der Erstellung eines Fragebogens über Planung, Organisation und Durchführung einer Befragung, Auswertung mit Tabellenkalkulation und Darstellung der Ergebnisse mit einem Präsentationsprogramm bis zur Vorstellung der Ergebnisse bei der Partnerfirma und Berichterstattung in der örtlichen Tageszeitung gehen dabei die Aufgaben der Schüler.
Die Planung, Vorbereitung und Durchführung von sensorischen Tests auch mit anderen, milchverarbeitenden Betrieben als externen Partnern waren Inhalte weiterer P-Seminare. Dabei standen marktforschende Aufgaben im Vordergrund. Experimente zur Herstellung von Milchprodukten wie Butter, Joghurt oder Frischkäse ergäntzen das Angebot des Seminars.
Zweimal schon war die örtliche Grundschule Partner für das P-Seminar: Die Seminarteilnehmer/Innen wählten hierzu eigenständig Versuche aus, die in Absprache mit den Lehrkräften und unter Berücksichtigung der Lerninhalte der Grundschule für einen Projekttag geeignet sind. Für die Erstellung von Versuchsanleitungen mussten sie sich mit sicherheitsrelevanten Fragen auseinandersetzen und übersichtliche und gut nachvollziehbare Anleitungen erstellen. Bei der praktischen Umsetzung erlernten sie den Umgang mit jungen Schülern, die ihre Hilfe und Unterstützung benötigten, und übernahmen Verantwortung für den sicheren Ablauf des naturwissenschaftlichen Projekttages. Dabei waren sie auch für die Motivation der jungen Schüler mitverantwortlich.
Der Besuch des Schülerlabors der Universität Ulm gab den Seminarteilnehmern Einblicke in die Arbeit einer modernen Hochschule und ermöglichte Kontakte zu Studenten und Dozenten. Erste Ideen und Anregungen für den Projekttag konnten mitgenommen werden.
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Ablauf und den Ergebnissen ihrer Arbeit erforderte Selbstreflexion und die Bereitschaft, eigenes Handeln zu korrigieren.
Dagmar Gerstner