Der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist für Ursberg ein besonderer Tag. 379 Menschen mit Behinderung wurden während der NS-Zeit in sogenannte Tötungsanstalten deportiert und dort in Gaskammern qualvoll ermordet. Sie galten als „Ballastexistenzen“, die den „Gesunden“ unnötig Kosten aufbürdeten, ihr Leben wurde als unwert bezeichnet.
In diesem Jahr wurde der Gedenktag in Ursberg wieder gemeinsam mit den Dominikus-Schulen des Dominikus-Ringeisenwerks begangen. Nach einer kurzen Andacht, die von der Klasse 9a gemeinsam mit ihrem Religionslehrer Pater Christian Hamberger in der Kapelle St. Josef gestaltet wurde, versammelten sich die Schülerinnen und Schüler im Ringeisensaal, wo die Leiterin des Bezirksarchivs, Petra Schweizer-Martinschek, einen Vortrag über die Verbrechen in den schwäbischen Heil- und Pflegeanstalten Kaufbeuren und Günzburg während der NS-Herrschaft hielt.
In nüchternen Worten und dadurch noch schwerer auszuhalten, beschrieb die Historikerin Einzelschicksale und die Vorgehensweise der Täter, die, nach dem Ende der Tötungskation T-4, noch perfider ans Werk gingen und die Pfleglinge – darunter auch Kinder – systematisch durch Überdosierung von Medikamenten wie Luminal langsam töteten. Der Anstaltsarzt in Kaufbeuren, Dr. Valentin Faltlhauser, ersann eine eigene Hungerkost, bei der die Menschen durch konsequenten Entzug von Nährstoffen allmählich ausgehungert wurden. Für die Täter praktisch, die Pfleglinge starben augenscheinlich an natürlichen Todesursachen, wie Lungenentzündungen oder anderen Infekten, denen ihr geschwächter Körper nicht mehr standhalten konnte. Die Kaltblütigkeit und Menschenverachtung, mit der die Täter vorgingen, ist kaum zu ertragen.
Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern, wie auch die Schülerinnen und Schüler betonen, damit sich solche Ereignisse nicht wiederholen.
Mit einem Rollenspiel am neuen Euthanasie-Denkmal im Klostergarten erinnerten die Schülerinnen und Schüler der Dominikus-Schulen und des Ringeisen-Gymnasiums gemeinsam an die Geschehnisse in Ursberg.
Mit einer Schweigeminute und dem Vorlesen aller Namen der durch die Nationalsozialisten getöteten Opfer aus Ursberg wurde der Gedenktag im Klosterhof am alten Denkmal abgeschlossen. Dabei ließen die Schülerinnen und Schüler Luftballons in den Himmel steigen, um an die Seelen der Ermordeten zu gedenken und legten Steine mit den Namen der Getöteten auf dem Denkmal ab.
Bilder: Bayram Er/DRW