Wie gelingt Lernen?
„Lernen ist Erfahrung, alles andere ist Information“, meinte Albert Einstein. Doch wie macht man das konkret mit dem Lernen? Und wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen? Der Elternbeirat des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation hatte sich diese Thematik gewünscht. Der Mathematik-Fachbetreuer Martin Schneider organisierte daraufhin zusammen mit Hans Joas von der Hanns-Seidel-Stiftung einen Vortrag zur Lernforschung von Dr. Cornelia Wolfgruber, Dozentin für Kommunikation und Management.
Auf welchen Kanälen ist der Mensch empfangsbereit? Er behält – zumindest im Kurzzeitgedächtnis – im Durchschnitt 10% der Inhalte beim Lesen, 30% beim Sehen und 90% beim Tun. Fest speichern kann man die Fakten nur durch Wiederholen, am besten am 3., 7., 14. und 28. Tag. Dabei hilft es nichts, „im Wachkoma vor dem geöffneten Buch zu sitzen“, wie Wolfgruber betonte, denn Aktivität sei angesagt. Doch alle statistischen Daten nutzen wenig, wenn man seinen eigenen Lerntyp gar nicht kennt. Dazu konnte das Publikum einen Test machen. Die Aufgabe bestand darin, sich Titel von Kinofilmen zu merken. Manche wurden nur vorgelesen, andere als Text projiziert, von wieder anderen bekam man die Plakate zu sehen. Und schließlich sollten sich je zwei Zuhörer gegenseitig die Filmtitel mimisch darstellen. Die Auswertung erbrachte individuell verschiedene Ergebnisse.
Eine besondere Herausforderung für das Lehren und Lernen ist die Pubertät. Die Entwicklung des Lernens braucht Zeit: Die Fähigkeit, abstrakt zu denken, kommt erst zwischen dem 11. und 15. Lebensjahr zur Entfaltung. In dieser Zeit der „Kollision zwischen Vernunft und Emotion“ (Zitat der Referentin) ist es besonders schwer für Eltern, die Motivation der Kinder hoch zu halten. Der Rat der Expertin: „Geben Sie Raum für verschiedene Möglichkeiten. Wahlfreiheit steigert die Motivation.“ Dass sich das Dranbleiben lohnt, zeigt folgende Erkenntnis: Je früher man lernt, desto leichter lernt man. Je später man lernt, desto besser kann man anknüpfen. In allen Diskussionen mit Jugendlichen sollten sich Eltern immer darüber im Klaren sein: „Wer Grenzen setzt, muss über Konsequenzen beim Regelverstoß nachdenken.“ Konsequenzen hätten aber, so Wolfgruber, nicht automatisch etwas mit Bestrafung zu tun. Vielmehr gehe es um möglichst gewaltfreie Kommunikation: „Was tut ein Mensch, der eine Bitte als Forderung oder als Zwang interpretiert? Er hat zwei Möglichkeiten: Unterwerfung oder Rebellion. Beides kann zu problematischen Entwicklungen im Lernverhalten führen.“
Die Aufgabe der Eltern sah die Referentin also keinesfalls in konkreter inhaltlicher Arbeit. Das muss die Schule leisten. Auch Spannung, Spaß und Sinnhaftigkeit des Lernens müssen vor allem dort verankert sein. Eltern hingegen sollten einen günstigen Rahmen für das Lernen schaffen: Kritik mit Bedacht formulieren, Interesse äußern sowie Anerkennung und Wertschätzung zeigen. Damit könnten sie die Kinder und Jugendlichen am besten unterstützen.