Digitale Revolution oder Transformation?
„Ohne uns Jugendliche wird Europa keine Zukunft haben“, war die einhellige Meinung der Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation. Dass die Jugendlichen andererseits keinen Augenblick an der Zukunft Europas zweifeln, sondern sie aktiv mitgestalten wollen, war ebenfalls allgemeiner Tenor.
Der Europa-Experte und ehemalige Pressesprecher im Europäischen Parlament, Michael Möhnle, bot im Rahmen des Sozialkundeunterrichts der gesamten 12. Jahrgangsstufe für einen Tag vier aktuelle Themen zu Europa an, aus denen die Schüler das Thema „Jugend heute – fit für das digitale Europa von morgen?“ auswählten. In einem zweistündigen Input ging Michael Möhnle auf die unsere digitalisierte Welt ein. Der Referent illustrierte, warum er lieber den Begriff „digitale Revolution“ als den von den Politikern bevorzugten Begriff der Transformation verwendet: Unser gesamter Tagesablauf wird digital bestimmt, vom Wecken am Morgen über den Arbeitstag bis zum Feierabend. 50 Mrd. Nutzungsfelder werden digital miteinander vernetzt – Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge, Geräte und Prozesse im Gesundheitsbereich. In Seattle (USA) praktiziert Amazon bereits das digitale Einkaufen. Im Unterhaltungsbereich können mit Void virtuelle Welten erlebt werden. Digitale Daten, die von den sozialen Netzwerken verkauft werden, sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig, z.B. wenn wir mit Maschinen wie Alexa, Siri oder Cortana reden oder in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter mit Roboter-Freunden kommunizieren. Das sind computergesteuerte Programme, die Fake-Accounts betreiben und Meinungen manipulieren, ohne dass die Nutzer es merken. Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf und vor der Brexit-Abstimmung wurden sie für Trump und die Brexit-Befürworter bereits erfolgreich eingesetzt. Eine derartige Manipulation der Nutzer bedeute eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie, so Möhnle.
Ein noch nicht vorstellbarer Umbruch in der Arbeitswelt ist durch die Robotisierung zu erwarten. So ist der Hamburger Hafen bereits jetzt vollautomatisiert, dort arbeiten kaum noch Menschen. Agrar-Roboter werden in der Landwirtschaft eingesetzt, z.B. beim Pflanzen. Im Bausektor ist es vorstellbar, dass Häuser in Zukunft gedruckt werden können, was die Bauzeit und die Kosten verringert. In der Medizin werden Mini-Roboter im Körper eingesetzt, um Medikamente gezielt zu platzieren. Roboter-Anzüge helfen Querschnittgelähmten beim Gehen oder sie unterstützen Menschen bei schweren Arbeiten, um die Produktivität zu erhöhen. Im schulischen Bereich wird „Lehrer“ Nao, in Frankreich bereits eingesetzt und gerne angenommen, weil er motivieren und sogar Gefühle ausdrücken kann.
Nach dem spannenden und anschaulichen Vortrag wurden die Schülerinnen und Schüler in den Workshop entlassen mit dem Auftrag, sich über ihre Zukunftsvorstellungen im digitalen Europa Gedanken zu machen, die die Gruppensprecher Maximilian Fürst, Maximilian Geiger, Tobias Keller, Jendrik Schaper und Erik Schernthaner in einer Schlussrunde vorstellten. Der Referent lobte ausdrücklich die ernsthafte Arbeitshaltung der Schülerinnen und Schüler des Ringeisen- Gymnasiums, die er in dieser Weise noch nicht oft erlebt habe, und dankte der Sozialkundelehrerin Hildegard Burtscher für die Initiative und Organisation des „Thementags Europa“.
Hildegard Burtscher
Schulleiter Georg Gerhardt, Sozialkundelehrerin Hildegard Burtscher, Referent Michael Möhnle und der Regionalbeauftragte der Hanns-Seidel-Stiftung für Nord- und Mittelschwaben, Hans Joas
Nachtrag
Liebe Frau Burtscher,
Ihnen nochmals herzlichen Dank für die Initiative und Organisation des Thementages EUROPA – es war eine sehr gelungene Veranstaltung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. Gerade unsere Jugend braucht Orientierung und Möglichkeiten, sich an komplexen Themen zu versuchen. Ihre Schüler/innen haben es alle ganz toll gemacht!
Anbei die PDF „Fit für Europa“ mit den eingebauten Links. Dazu meine aktuelle Themenliste, die ich zum Jahreswechsel nochmal überarbeite. Gerne komme ich wieder mal nach Ursberg an Ihr schönes Gymnasium.
Herzliche Grüße,
Michael G. Möhnle
Download:
Fit für Europa: Leben, lernen und arbeiten in der EU
Tipps und Links