Passend zum Valentinstag besuchten die Schüler der Oberstufe des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg das Theaterstück „Romeo und Julia“. Jeder kennt Shakespeares Geschichte zweier junger Liebender, die verfeindeten Familien angehören und unter unglücklichen Umständen durch Selbstmord zu Tode kommen. Wie könnte man auch nicht – da sie doch im Laufe der Jahrzehnte zahlreich adaptiert und immer wieder neu interpretiert wurde, ob dies nun durch Gottfried Kellers „Romeo und Julia auf dem Dorfe“, Baz Luhrmans Film der 90er oder durch den computeranimierten Film „Gnomeo und Julia“ passierte.
Das Thema der „verbotenen Liebe“ fasziniert immer noch und überdauert die Zeit. Dies dachte sich wohl auch das Ensemble des Landestheaters Schwabens in Memmingen und inszenierte die Geschichte auf zeitgemäße Art und Weise neu. Der berühmte Balkon fiel dabei der Moderne des Stücks „zum Opfer“ und die Schauspieler bewegten sich in einem völlig leeren Raum, dessen einzige gestalterische Elemente aus goldenen Wänden und einem goldenen Boden bestand. Das Stück beginnt mit Tybalts Auftritt, der zunächst mit seinen wüsten Schimpftiraden befremdet, da er dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Die Transferierung in die Moderne wird spätestens mit Julias Auftritt offensichtlich. Julia – in altbekannter Vorstellung ein 14-jähriges, zartes, unschuldiges Wesen – erscheint in Leggins mit Mütze und pubertierenden Zügen. Dennoch verliebt sich Romeo in sie und zwar auf den ersten Blick. Der junge Montague selbst quält sich durchs Stück – zunächst aufgrund der unerwiderten Liebe von Rosalinde, später aufgrund der verbotenen Liebe zu Julia und schließlich aufgrund des vermeintlichen Todes seiner Geliebten. Einen weiteren Höhepunkt seines leidvollen Weges stellt Mercutios Tod dar, der dazu führt, dass auch Tybalt durch Romeos Hand sterben muss. Mercutios Hinscheiden selbst stimmte die Schüler traurig, da er der heimliche Held der Zuschauer war. Vulgär in Wortwahl und Auftritt (auch sein nacktes Gesäß konnte bewundert werden) verstand er es durchaus, die Jugendlichen zu motivieren – und wahrscheinlich auch zu schockieren. Ansonsten hielt sich der Kummer in Grenzen, da der Liebestod am Ende doch recht schnell abgewickelt wird. In der Trauer um die Liebenden versöhnen sich die verfeindeten Familien schließlich doch und installieren ein Denkmal, auf dass der alte Hass nicht mehr aufflamme.
Damit wäre das Stück eigentlich zu Ende, aber es kommt zu einer überraschenden Wende, als sich die Liebenden nach ihrem Tod direkt an das Publikum wenden. Sie konfrontieren es mit der Tatsache, dass das Aufstellen einer Statue nichts an der inneren Einstellung der Menschen ändert und verlassen das Publikum mit den Worten „Seid nett zueinander“.
Christina Kollmann