Hoher Besuch in Ursberg: Wissenschaftsminister Markus Blume brachte die frohe Botschaft, dass die Bayerische Landesausstellung 2027 in Ursberg und Dillingen stattfinden soll. Offiziell unterzeichneten die Projektbeteiligten im Ringeisensaal nur eine Absichtserklärung, doch Blume ließ durchblicken, dass die Entscheidung bereits für den Doppelstandort Ursberg und Dillingen gefallen sei.
Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel sprach indes von einer „Sternstunde“ für Ursberg. Für deren Zustandekommen er selbst einen maßgeblichen Anteil hat. In Briefen und zahlreichen Gesprächen bereitete der aus Oberrohr stammende Politiker die Entscheidung vor. Erstmals wird die Ausstellung an zwei verschiedenen Orten sein. Ursprünglich war angedacht, dass die Ausstellung nur in Dillingen und Höchstädt hätte stattfinden sollen. Offenbar hat das politische Urgestein all sein Gewicht in die Waagschale geworfen, um auch Ursberg einzubeziehen. Dabei liegt es nahe, Dominikus Ringeisens einstige Wirkungsstätte unter dem Titel „Schwaben hilft und heilt“ mitzuzählen. Immerhin ist mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) hier eine der größten Einrichtungen Schwabens in der Hilfe für Menschen mit Behinderung beheimatet.
Martin Riß, Geistlicher Direktor des DRW, selbst in Lauingen bei Dillingen aufgewachsen, habe ihm, so Blume, zahlreiche Belege für die enge Verbindungen zwischen Ursberg und Dillingen präsentiert und damit wichtige Überzeugungsarbeit geleistet.
In Worten sei nicht auszudrücken, „wie viel Ihnen Ihre Heimat und die Menschen, die hier leben, bedeuten“, dankte Riß Theo Waigel für seinen Einsatz. Der Günzburger Landrat Hans Reichhart hob hervor, dass an beiden Standorten Vorbildliches in Sachen Gesundheit geleistet werde. Bürgermeister Peter Walburger freute sich für die Gemeinde Ursberg. Dillingens Oberbürgermeister Frank Kunz dankte der Staatsregierung für die positive Entscheidung. Dr. Alfred Kotter, Direktor der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen, hob mit Blick darauf, dass die Schau die erste barrierefreie Landesausstellung sein werden, die Bedeutung des Themas Inklusion im Bildungssektor hervor. „Diese Ausstellung liegt mir am Herzen“, erklärte Schwester Katharina Wildenauer, Generaloberin der Ursberger St. Josefskongregation.
Waigel verwies darauf, dass Ursberg und Dillingen auch durch Pfarrer Kneipp, den der ständig mit finanziellen Engpässen kämpfende Ringeisen des Öfteren um Geld anpumpte, auf eine besondere Weise verbunden seien. Wenn auch, wie Waigel augenzwinkernd hinzufügte, die Verbindung zwischen Dillingen und Ursberg in der Geschichte nicht immer von Harmonie gezeichnet war. So erinnerte Waigel an ein Ereignis aus dem Frühherbst 1414 als Knechte des damals in Dillingen weilenden Augsburger Bischofs Anselm von Nenningen Rinder von einer Weide in Rohr (heute Oberrohr) rauben wollten. Der Ursberger Prämonstratenser Abt Wilhelm – offenbar ein streitbarer Mann – ritt den Dieben mit seinem Hausgesinde entgegen, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Der Abt selbst fiel bei der Aktion vom Pferd. Einer seiner Bauern jedoch soll einem der Männer des Bischofs so hart mit dem Knüppel auf den Helm gedroschen haben, dass dieser ein Auge verlor. Gut 600 Jahre später hat sich die Sache erledigt. Ursberg und Dillingen, wo heute mit der Regens-Wagner-Stiftung ebenfalls eine große Behinderteneinrichtung angesiedelt ist, pflegen heute doch einen wesentlich zivilisierteren Umgang. Und so steht dem Erfolg der gemeinsamen Unternehmung nichts mehr im Wege.
In den kommenden Monaten wird für die Ausstellung ein konkretes Konzept erarbeitet. Federführend ist dabei das Haus der Bayerischen Geschichte, dessen stellvertretender Direktor Dr. Rainhard Riepertinger in Ursberg anwesend war. Eine wesentliche Aufgabe des Hauses der Bayerischen Geschichte ist es, genau diese Landesausstellungen zu organisieren. Dabei werden wichtige Aspekte und Themen der bayerischen Geschichte aufgegriffen und modern aufbereitet.
Unterstrichen wurde der feierliche Rahmen der Veranstaltung durch die publikumswirksame Unterzeichnung der Absichtserklärung. Nacheinander nahmen Minister Blume sowie die Vertreter des Hauses der Bayerischen Geschichte, von Bezirk Schwaben, Landkreis Günzburg, Stadt Dillingen, Gemeinde Ursberg, Dominikus-Ringeisen-Werk, Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen auf dem eigens dafür herangeschafften Stuhl Joseph Bernharts (1881 bis 1969) platz. Der bekannte Theologe soll während seiner Zeit in Ursberg auf diesem Möbelstück einige seiner wichtigsten Werke verfasst haben.
Im voll besetzten Ringeisen-Saal hatten sich neben zahlreichen Schülern des Gymnasiums und Bewohnern der Ursberger Einrichtungen auch einige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter einige Landtagsabgeordnete, eingefunden. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Orchester des Ringeisen-Gymnasiums und vom Gebärdenchor des Ringeisen-Werks.