Mit einem Festakt entlässt das Ringeisen-Gymnasium Ursberg seinen Schulleiter in den Ruhestand. Dabei wird deutlich, wie viel er in 22 Jahren aufgebaut hat.
Von Stefan Reinbold, Mittelschwäbische Nachrichten, Donnerstag, 25.7.2019
Eine ruhige Kugel wird Georg Gerhardt als Pensionär sicher nicht schieben, auch wenn das die Bowlingkugel, die ihm der Elternbeirat als Geschenk zum Abschied vermacht hat, nahelegen könnte. Das entspräche nicht seinem Naturell. Wie viel Gerhardt als Schulleiter des Ringeisen-Gymnasiums bewegt hat, wird bei seiner offiziellen Verabschiedung am Mittwochvormittag überdeutlich. Gemeinsam mit dem Lehrerkollegium und seinen Stellvertretern Heinrich Filbig und Christian Pagel formte Gerhardt das einst beschauliche Mädchengymnasium zu einer modernen Schule, die neben der reinen Vermittlung der Lehrinhalte ein unglaublich breit gefächertes Spektrum an Wahlfächern bietet. Vor allem im sportlichen und musischen Bereich genießt das Gymnasium einen exzellenten Ruf weit über die Grenzen des Landkreises hinaus. Peter Tezzele, Leitender Pädagoge des Katholischen Schulwerks Bayern, bleibt in seinem Grußwort nur, den Hut vor diesem Engagement zu ziehen. „Hier wird Außerordentliches und Wegweisendes geleistet.“
Bereits im Gottesdienst vor der Feier deutet Pater Benedikt Grimm OFM mit dem Gleichnis vom Sämann an, wo Gerhardts Qualitäten als Schulleiter lagen. Jesus sei in gewisser Weise auch Lehrer gewesen, predigt Grimm. Kein Theoretiker, sondern ein „Meister der Anschaulichkeit, der seine Schüler „mit einem liebenden Blick“ beobachtet. „Mögen muss man die Menschen“, betont der Ordensmann. Gerhardt sei ein „Menschenfischer“, sagt Sr. Katharina Wildenauer, Generaloberin der St. Josefskongregation, ein „Kümmerer“, dem „der Beruf Berufung ist“. Er habe der Schule Profil, Gesicht und seine Lebenszeit gegeben, den Schülern Vertrauen und Lebenssicherheit. „Für uns ist ihr Abschied schon traurig“, sagt die Generaloberin.
Besonderes Verhältnis zu den Schülern
Immer wieder wird in den Reden der besondere Geist betont, der in Ursberg herrscht. Dunja Bergmeir als Vorsitzende der Mitarbeitervertretung spricht von einem „warmherzigen Klima“ und dankt Gerhardt für die vielen Freiräume, die er den Lehrern gelassen hat. „Wir bedauern es, dass wir sie künftig missen müssen.“ Zu den Schülern pflegte Gerhardt ein besonderes Verhältnis. „Adieu, machen Sie’s gut. Wir haben Sie sehr liebgewonnen“, verabschieden sich die Tanzgruppen von Gerhardt. In der Rede der Schülermitverwaltung werden die Anforderungen an den Nachfolger formuliert, um zu dem Schluss zu kommen, „all das hatten wir mit Ihnen. Wir können uns keinen besseren vorstellen.“ Nie habe man Gerhardt lustlos oder unfair gegenüber einem Schüler erlebt. Das Beste war, dass Sie für jeden Spaß zu haben waren.“ Ursbergs Bürgermeister Peter Walburger dankt Gerhard für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Die Attraktivität der Gemeinde als Schulstandort hängt maßgeblich von der Arbeit ab, die an einer Schule geleistet wird. Hier wird unwahrscheinlich viel geleistet.“
Gerhardt ist stolz auf das Erreichte
Landratsstellvertreterin Monika Wiesmüller-Schwab, die Gerhardt selbst noch als jungen, gutaussehenden Lehrer in Ursberg erlebt hat, witzelte: „Dynamisch und gutaussehend ist er immer noch.“ In den vergangenen 35 Jahren habe sich viel verändert, geblieben sei der familiäre Geist und die Herzlichkeit. Ursberg sei eine besondere Schule. „Hier vor der Tür wird soziale Verantwortung gelebt.“ Die Eltern seien stolz darauf, dass ihre Kinder diese Schule besuchten.
Stolz zeigt sich Gerhardt in seiner Rede am Schluss der Feier. Stolz auf das, was er zusammen mit seinen Kollegen aufgebaut hat, was die Freiheiten und sein Vertrauen stets gerechtfertigt hätte. Den Schülern, die er als „seine Liebsten“ bezeichnete, rief er zu: „Ihr seid hier in Ursberg am rechten Fleck.“ Er dankte Eltern und Mitarbeitern, Freunden und Förderern für den Respekt und die Wertschätzung. „Jeder Mensch ist kostbar, das habe ich hier erfahren“, sagt Gerhardt mit Blick auf das Verhältnis zum Kloster. „Sie, liebe Schwestern, waren eine Bereicherung für mich, für die Schule sind Sie es noch immer.“ Am Ende seiner letzten Rede hat er dann doch einen Kloß im Hals. Es wirkt als verneige er sich: „Ich war wahnsinnig gern hier Schulleiter.“