Musikalische Kunststücke
Mittelschwäbische Nachrichten, Freitag, 23. März 2018; von Claudia Bader
Das Bundespolizeiorchester München hält Konzert im Zirkuszelt auf dem Ursberger Josefsplatz
Beim Begriff Zirkus denkt man an Akrobatik und Artistik sowie Spannung und jede Menge Nervenkitzel. Letzteres bot das Bundespolizeiorchester München bei seinem Konzert im Zirkuszelt auf dem Ursberger Josefsplatz am laufenden Band. Mit musikalischen Kunststücken spannte das Profiorchester den Bogen seiner beachtlichen Vielseitigkeit. Die zahlreichen Besucher konnten in schönen Melodien schwelgen, sich von packender Rhythmik mitreißen lassen und Blasmusik der Extraklasse genießen.
Zunächst aber hieß es Manege frei für das Oberstufenorchester des Ringeisen-Gymnasiums. Unter souveräner Leitung von Mathias Jannetti setzten die jungen Musiker mit dem Triumphmarsch „Einzug der Gladiatoren“ einen spritzigen Auftakt. Mit der „Komödiantischen Suite“ von Dmitri Kabalewski präsentierten die Schülerinnen und Schüler ein kontrastreiches Werk, das mit rhythmischen Kontrasten und lautmalerischen Raffinessen wunderbar in die Manege passte. Auch in „They’re off“, einem typisch amerikanischen Zirkusmarsch von Fred Jewell, zeigten sich die jungen Leute voll in ihrem Element, versprühten mitreißenden Pep und Schwung. Bereits mit der Ouvertüre zu Franco Cesarinis Oper „I Vespri Siciliani“ zeigte sich, welche hoch entwickelte Orchesterkultur beim Bundespolizeiorchester München gepflegt wird. Die Register waren bestens besetzt, das Spiel dynamisch und zugleich von bewundernswerter Homogenität. Jede Komposition war wie eine neue Erfahrung, die die Zuhörer begeisterte.
Mit dem anmutig und unbeschwert und doch voller Kraft interpretierten „Chanson de Matin“ (Lied des Morgens), einem melodiösen, beinahe nostalgisch kleinen Werk von Edward Elgar, luden die Profimusiker zum Zurücklehnen und Träumen ein, ehe sie mit der Filmmusik „Symphonic Marches“ in die Abenteuerwelt des Indiana Jones entführten. Die beeindruckende Klangwirkung, die von den Profimusikern erzeugt wurde, brachte das Publikum ununterbrochen zum Staunen. Denn eine solche Homogenität gibt es eben nur bei Profi-Orchestern. Ein wunderschönes Solo auf dem Sopransaxofon machte die „Dreamy Dawn“ (verträumte Morgendämmerung) aus der Komposition „Pictures from New York“ von Silvan Kaiser erlebbar, ehe sich im Werk „Molly on the Shore“ die Klarinetten voll in ihrem Element zeigten. Bei geschlossenen Augen konnte mancher Besucher in der sinfonischen Suite „Harry Potter und der Feuerkelch“ manche Szene aus dem gleichnamigen Film erleben. Auch hier leitete Christian Lombardi das Orchester mit leichter Hand und setzte den amerikanischen Musikstil leger und dennoch akribisch um.
Dass sie sich in allen Stilrichtungen zu Hause fühlen, zeigten die Musiker des Bundespolizeiorchesters auch in den „Armenischen Tänzen“, einem Klassiker der sinfonischen Blasmusik von Alfred Reed. Dirigent Lombardi führte sein Orchester mit gezielten Bewegungen, manchmal mit dem ganzen Körper, zu Höchstleistungen. Natürlich durften die fünf Damen und 40 Herren aus München das Zirkuszelt nicht so ohne Weiteres verlassen. Zugaben, zunächst mit rasanter Rhythmik, dann feierlich und getragen, ließen das Benefizkonzert ausklingen. Der Spendenerlös kommt der Fachschaft Musik am Ringeisen-Gymnasium zugute.