Ringeisen-Gymnasium will noch mehr gegen Diskriminierung und Rassismus unternehmen
Ringeisen-Gymnasium will noch mehr gegen Diskriminierung und Rassismus unternehmen
Die Schule ist offiziell Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Was die Verleihung des Siegels bedeutet und mit welchen Partnern das Ursberger Gymnasium künftig zusammenarbeiten will.
Das Ringeisen-Gymnasium trägt jetzt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Damit ist die Ursberger Bildungseinrichtung Teil eines deutschlandweiten Netzwerks von Schulen, die sich darauf verpflichtet haben, aktiv und vor allem präventiv gegen Diskriminierung und Rassismus vorzugehen.
„Was heißt eigentlich Courage?“, fragte Schwester Katharina Wildenauer, Generaloberin der St. Josefskongregation, in ihrer Begrüßungsrede in der Ursberger Mehrzweckhalle, wo die gesamte Schule zum Festakt zur Verleihung des Siegels und der offiziellen Aufnahme in das Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ versammelt war.
In dem Wort Courage stecke der lateinische Begriff „cor“ – „Herz“, erläuterte Schwester Katharina. Mut sei dabei mehr als sich ein Herz zu fassen. Mutig sei es auch, Herz zu zeigen, barmherzig zu sein. Das bedeute, für andere die Stimme zu heben, sich für sie einzusetzen und in jedem Menschen etwas Schönes zu entdecken. „Was heißt denn, jemand ist ‚behindert‘? Das ist doch eine künstliche Abgrenzung“, stellte die Generaloberin fest. Wir alle haben unsere Talente und unsere Schwächen. Mutig ist es daher auch, Inklusion zu leben, so wie es am Ringeisen-Gymnasium schon lange praktiziert werde. Was sich auch in den vielen gemeinsamen Projekten der Ursberger Schulen widerspiegle.
Am 18. März des vergangenen Jahres hatte sich das Ringeisen-Gymnasium mit der offiziellen Auftaktveranstaltung für die Aufnahme in das Netzwerk beworben, blickte Schulleiter Andreas Merz in seiner Begrüßung zurück. Jetzt sei die Schule das 4872. Mitglied in Deutschland, das 972. in Bayern und das 111. in Schwaben. „Dass uns das Miteinander an unserer Schule schon immer wichtig war“, zeigten zahlreiche Veranstaltungen, Institutionen und Projekte wie beispielsweise der Adventsbasar, die Medienscouts, die KSJ, der Schulsanitätsdienst, inklusive Aktionen wie die Olympiade im Sommer und das Graffiti-Projekt, aber auch der Gedenktag am 27. Januar, so Merz. Auch kleine Gesten, wie das Grüßen im Gang und aufeinander im Alltag Rücksicht zu nehmen, trügen dazu bei.


Im Grunde ändert sich daran auch nichts und daher ist die Verleihung des Siegels „Schule ohne Rassismus -Schule mit Courage“ eher als Würdigung der ohnehin schon geübten Praxis zu verstehen.
Dennoch habe, so Merz, eine Schülergruppe unter der Leitung von stellvertretendem Schulleiter Patrick Scheel und Lehrer Dominik Koch umgeschaut, „wo wir noch mehr ein Auge draufhaben wollen“.
Insofern erweitert sich mit dem Beitritt zum Netzwerk der Horizont für inklusive und präventive Projekte. Im Rahmen der Mitgliedschaft stehen dem Ringeisen-Gymnasium drei sogenannte Paten zur Seite, die für gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen mit der Schule zusammenarbeiten wollen.
Eine davon ist Nicolette Kindermann, Theaterpädagogin am Staatstheater Augsburg. Sie freue sich sehr, vom Ringeisen-Gymnasium als Patin ausgewählt worden zu sein. Theater sei schon immer ein Ort der Zusammenkunft vieler Menschen unterschiedlicher Herkunft, die in ganz unterschiedlichen Bereichen miteinander zusammenarbeiten. Das erfordere Flexibilität. „Es geht um den Umgang miteinander. Theater ist ein Treffpunkt für gesellschaftliches Leben“, so Kindermann. Die Kunst biete Raum für Kreativität, eine Heimat für außergewöhnliche Typen und Persönlichkeiten. „Es geht aber auch um Machbarkeit, um die künstlerische Realisierung“ und Klarheit im Handeln auch in Bezug auf faire Löhne und Nachhaltigkeit. Elementar für das Miteinander sei der wechselseitige Respekt. „Wir sind eine starke Gemeinschaft, jeder an seinem Platz, mit seiner Persönlichkeit. Wir stärken uns gegenseitig“. Gleichberechtigung und keinerlei Diskriminierung seien daher wichtige Maxime ihres Handelns am Theater, betont Kindermann. Theater schaffe einzigartige Begegnungen, „beschreibt die Welt und regt zum Diskurs an“.
Als Zweiter im Bunde stellte sich Dr. Christian Boeser, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung vor. Sein Forschungsgebiet ist die Streitkultur in Demokratien, worauf er in einem kurzen Vortrag einging. Er wolle ein „Streitförderer“ am Ringeisen-Gymnasium sein. Denn Streit sei wichtig in einer Demokratie. Nicht zu streiten führe zu Unzufriedenheit, zerstöre soziale Beziehungen und schwäche insgesamt den sozialen Zusammenhalt und führe letztlich zu feindseligem Streit. Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen, sei keine Lösung für die Konflikte in unserer Gesellschaft. „Wir müssen Streit führen. Bleibt in Kontakt, sprecht miteinander, drängt den anderen nicht ins Abseits“, auch wenn man komplett anderer Meinung ist, mahnte Boeser. Er sei stolz, als Pate angefragt worden zu sein und er wolle dem Ringeisen-Gymnasium seine „Zeit schenken“, um „Streit und offene Auseinandersetzungen zu führen.“
Norbert Maier, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn, ist der dritte Pate. Er wolle ein Partner sein, „der Verantwortung übernimmt“ und gemeinsam ein Zeichen setzen, das weit über die Schule hinausreicht. Denn Courage sei auch im Alltag gefragt, wenn es darum gehe, aktiv Verantwortung zu übernehmen. „Ihr habt hier die Möglichkeit, etwas zu lernen. Ihr habt aber auch die Möglichkeit etwas beizutragen“, zum Gelingen unserer Gesellschaft und „nicht wegzuschauen“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit dem Ringeisen-Gymnasium, um sich gemeinsam für eine Gesellschaft ohne Rassismus und für Toleranz einzusetzen.


Das Bläserensemble um Andreas Altstetter unterstrich diesen Anspruch mit der Bayernhymne. Am Klavier lockerte Ella Leßner mit zwei einfühlsamen und beeindruckend klar vorgetragenen Stücken das Programm auf.
In einem kurzen Schauspiel zeigten SMV und die Theatergruppe von Sebastian Eberle wo im Alltag Courage gezeigt werden könne. Courage bedeute: hinzusehen und einzuschreiten, dafür, dass jeder seine Meinung aussprechen dürfe, ehrlich für seine Überzeugungen einzustehen, auch wenn die Mehrheit schweigt, andere in die Gemeinschaft aufzunehmen, anstatt sie auszuschließen.
Manchmal brauche es auch einen „Blickwechsel“, erklärte der mit dem Mikrofon mitten unter den Schülern stehende Regionalkoordinator des Netzwerks, Michael Sell, Leiter der Jugendbildungsstätte in Babenhausen. „Nicht nur nach vorne schauen, sondern auch um sich, was die neben mir machen“, gab er den Schülern mit. Er freue sich, dass das Ringeisen-Gymnasium nun Mitglied sei und unterstrich: „Es tut gut, wenn man nicht alleine ist, sondern Freunde hat, die einen unterstützen. Ihr seid nicht allein, wenn ihr Brücken baut.“
Das Schild mit dem Logo „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das er anschließend an die Paten zur Übergabe weiterreichte, soll die Schüler darauf hinweisen, dass ihre Schule zwar nicht völlig frei von Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus sei, dass man dagegen aber etwas tun will.
Text: Stefan Reinbold/Fotos: Carmen Rettermeier

