Kampf für Gerechtigkeit – draußen wie drinnen
Es gibt wohl nur wenige Helden, die auf eine ähnlich lange Geschichte zurückblicken können wie Robin Hood. Der Outlaw mit Pfeil und Bogen als Markenzeichen ist ein bereits im Mittelalter entstandener englischer Sagenheld. Als reale historische Figur ist er jedoch nicht belegt. Zunächst wird er als einfacher Wegelagerer dargestellt und wandelt sich im Laufe der Zeit zum Patrioten im Kampf gegen die Normannen, bevor aus ihm schließlich der heute bekannte Kämpfer für Gerechtigkeit entsteht. Charakterisiert wird er fast durchweg als lustig, listig und tollkühn sowie als ausgezeichneter Bogenschütze, der die einfachen Leute freundlich behandelt, aber gegen die unterdrückende und ausbeutende Obrigkeit vorgeht.
Die 19 Schülerinnen und Schüler des Theaterkurses der 11. Jahrgangsstufe des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskongregation führten unter der Leitung von Sebastian Eberle die bekannte Legende in einer Fassung für Freilichttheater des Autors und Theaterpädagogen Bernd Klaus Jerofke dreimal mit großem Erfolg auf. Dass in der Pause der letzten Aufführung wegen eines heftigen Regenschauers der Spielort vom Innenhof der Schule ins Kellertheater verlegt werden musste, stand nicht im Plan, brachte aber die Schauspieltruppe nicht aus der Fassung. Innerhalb weniger Minuten war der Umzug vollzogen.
Das Stück zeigt den Helden Robin Hood auf seinem Weg vom Bettelmönch zum Anführer der Enterbten und Entrechteten. Ein buntes Häuflein von Ausgestoßenen, Bäuerinnen, Witwen sowie ehemaligen Mönchen und Nonnen schließt sich ihm an, um zusammen in Sherwood Forest zu leben, Robin Hoods gefährlichste Gegner sind der Sheriff von Nottingham und dessen Frau, Lady Joan. Der Sheriff nutzt die Abwesenheit des Königs Richard Löwenherz, um seinen Machthunger durch tyrannische Willkürherrschaft zu stillen. Er und die intrigante, machthungrige Lady Joan versuchen mit allen Mitteln, Robin Hood und seine Gruppe unschädlich zu machen. Dabei schrecken sie auch vor Entführung und Brandstiftung nicht zurück. Gegen die Listigkeit Robin Hoods, die Treue seiner Anhänger sowie die Kraft, die sie aus ihren edlen Handlungsmotiven ziehen, kommen sie jedoch mit ihren niederen Beweggründen nicht an. Gemeinschaftssinn, Treue und Mitmenschlichkeit, die jeden Menschen, egal ob arm oder reich, angesehen oder verstoßen, als kostbar ansieht, werden somit zum Aussagekern dieses Klassikers der Literatur. Aber natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen: Robin Hood und Lady Marian, eine seiner Mitstreiterinnen, die sich als Nichte von König Richard Löwenherz entpuppt, finden glücklich zueinander.
Die junge Schauspielertruppe agierte mit großer Präsenz auf beiden Bühnen – drinnen und draußen. Die treffenden, teilweise in derber und deftiger Sprache verfassten Dialoge wurden gekonnt ausgearbeitet und sicher vorgetragen. Ob Witz, Hinterhältigkeit oder Pathos: Die Schülerinnen und Schüler beherrschten die gesamte Bandbreite der Gefühle. Ein ebenso wirkungsvolles wie geschickt zu handhabendes Bühnenbild sorgte zusammen mit der stimmigen Beleuchtung für die richtige Atmosphäre.