
Letztlich hängt alles an einem Strumpfband. Eine Seniorengruppe – schlecht zu Fuß – bleibt mit ihrem Bus kurz vor der Hauptstadt liegen. Sie sind auf dem Weg zu einem Schlager-Casting, bei dem es eine Reise in die Karibik zu gewinnen gilt. Doch das Strumpfband von Frau Pfefferle ersetzt den gerissenen Keilriemen und die Senioren kommen noch rechtzeitig zu dem Wettbewerb.
Mit „Verdammt, die Alten brennen durch!“ von Martina Göhring haben die Schüler des Theater&Film-Kurses der Q12 unter der Leitung von Sebastian Eberle am Wochenende vom 18. bis 20. Juli, ein heiteres Stück auf die Bühne gebracht, das Mut macht und das älter werden nicht nur als Makel begreift.
Natürlich sind die teils hochbetagten Damen und Herren körperlich nicht mehr ganz so gut in Schuss, wie sie es in ihren Erinnerungen einmal waren. Frau Schnabel (Elena Döring) plagt das Rheuma, bei Frau Maifahrt (Catherina Ortler) ist es das Bein, Herr Brumse (Niklas Himml) hört fast nichts mehr und Frau Witgenstein (Riana Wolf) kämpft mit ihrer Demenz.
Aber alle Charaktere sind durchwegs positiv besetzt. Liebevoll gespielt und mit Respekt für ihre Figuren schlüpfen die Oberstufenschülerinnen und -schüler in ihre Rollen und zeichnen ein würdevolles Bild des Alters.
Die lustigen Opas Herr Knorz und Herr Lugenburg (David Höld und Valentin Scheifele) – die Bäuche rund, der Rücken krumm – nehmen‘s mit Humor. Herr Knorz hat immer einen lockeren Spruch oder witzige Lebensweisheit auf den Lippen und Herr Lugenburg findet stets einen Grund zum Feiern. Der inzwischen etwas angegraute Astronomie-Professor Heldermann (Daniel Stockklauser), erlebt in der zunächst geheimen Liaison mit Frau Pfefferle seinen zweiten Frühling. Frau Sauerbier (Selina Mößnang) achtet noch immer auf ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild.
Das Leben in der Seniorenresidenz „Waldesruh“ ist, wie der Name bereits andeutet, von Langeweile und Wiederholung geprägt. Unter dem strengen Regime der herrisch auftretenden Heimleitung Frau Rampennagel (Mia Rothermel) darben die Alten vor sich hin. Doch die recht rüstig auftretende Frau Maifahrt will die Eintönigkeit durchbrechen und bringt ihre Mitbewohner dazu, an einem Schlager-Wettbewerb in Berlin teilzunehmen, bei dem es eine Reise in die Karibik zu gewinnen gilt.
Die Heimleiterin will dieses der Gesundheit ganz und gar abträgliche Vorhaben unbedingt verhindern, doch auch Herr Lugenburgs Lieblingsnichte Olivia (Mirjana Mirjanovic), die angesichts des Vitalitätsschubs ihres Onkels um ihr Erbe fürchtet, kann die entschlossenen Senioren nicht bremsen.
Heimlichen unterstützt von der pfiffigen syrischen Pflegerin Ayshe Suliman (Aylin Gashi), die einen alten Autobus als Fluchtfahrzeug für die Reise in die Hauptstadt organisiert, und einem Strumpfband, das den gerissenen Keilriemen kurz vor dem Ziel ersetzt, türmen die Rentner und gewinnen letztlich den Wettbewerb.
Letztlich besinnt sich auch Heimleiterin Rampennagel unter gutem Zureden ihrer Mitarbeiterin Frau Poppenreuth (Paulina Flieger) darauf, dass auch sie einmal Träume hatte und reist den Senioren hinterher.
Mit klugen Gedanken zum Thema „Alter“ im Programmheft umrahmt, hat Kursleiter Sebastian Eberle ein hoffnungsvolles Stück über ein in der Öffentlichkeit oft verdrängtes Kapitel des Lebens mit seinem Ensemble inszeniert, das zeigt, dass jeder Mensch – und ist er noch so gebrechlich – seine Würde hat, die es zu respektieren gilt.
Die Schülerinnen und Schüler haben die durchaus schwierige dramaturgische Herausforderung, als junge, agile Menschen in die Rolle von alten, langsamen Senioren zu schlüpfen, überzeugend gemeistert und ihren Figuren einen wunderbaren, liebenswürdigen Charakter verliehen, der das Publikum immer wieder zum Lachen brachte.
Text/Bilder: Stefan Reinbold