Selbstverständnis des Faches
Das Fach „Theater und Film“ ist im Wahlbereich der Oberstufe (11. und 12. Jahrgangsstufe) verortet. Primär ist es ein Fach der ästhetischen Bildung. Unter Ästhetik im Sinne des griechischen aisthesis wird dabei Wahrnehmung in umfassendem Sinn verstanden, also nicht nur als sinnliches Aufnehmen, sondern gleichzeitig als anschauliches Denken, das Wirklichkeit interpretiert und strukturiert. Dies ist die Voraussetzung für die praktisch-künstlerische Arbeit in der darstellenden Kunst (auf der Bühne mit Publikum oder in eigens produzierten Kurzfilmen), welche die imaginative und kreative Aneignung von Welt beinhaltet, aber auch die potentielle Veränderbarkeit von Wirklichkeit erforscht.
Die Kompetenz, gegenüber einem klassischen Kulturangebot, aber auch gegenüber sonstigen medialen Produkten den kritischen Blick zu schulen, indem die Qualität eines Theaterstückes bzw. eines filmischen Produktes beurteilt wird, stellt auch in der heutigen multimedialen Informations- und Mediengesellschaft eine Kernkompetenz dar.
Beitrag des Faches zur gymnasialen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung
Wir konzentrieren uns am Ringeisen-Gymnasium bei unserer Arbeit im Fach „Theater und Film“ primär auf den Bereich Theater. In der Auseinandersetzung mit der symbolischen Welt des Theaters erhalten die Schüler einen Zugang zu vielfältigen kreativen Weltentwürfen. Sie lernen gedankliche Entwürfe und deren künstlerische Umsetzung in Theaterstücken kennen und verstehen.
Die theaterwissenschaftlichen und filmkundlichen Erklärungsmodelle umfassen Grundzüge einer Theorie des Spiels, des Theaters sowie des Films; die Schüler lernen aber auch Schauspiel- und Regiestile kennen und erfahren dabei, wie gleiche Stoffe und Inhalte auf unterschiedlichste Art interpretiert werden können.
Der Schwerpunkt des Unterrichts liegt auf der Praxis des Schauspielens, die auf der Grundlagenarbeit in den Bereichen Stimme, Körper sowie Rolle aufbaut. Aber auch der Bereich Film wird behandelt. Dabei werden filmästhetische Mittel nicht nur analytisch kennengelernt, sondern auch in der eigenen Verwendung bei der Produktion von Kurzfilmen in ihrer Wirkung reflektiert.
Die Schüler lernen vor allem
- sich für die eigenen Spielanlagen und die der anderen Mitspieler zu sensibilisieren
- die Wirkungen von Sprache, Mimik, Gesten und Körperhaltungen an sich selbst und an anderen wahrzunehmen
- mit Ausdruck und Wirkung von Sprache und Körpersprache umzugehen und diese gezielt, selbstsicher und wirksam einzusetzen
- Erfordernisse von Dramaturgie und Inszenierung in Theaterstücken und Filmen zu verstehen
- kreativ und einfallsreich an der Ausgestaltung von Rollen mitzuarbeiten, Aufgaben hinter der Bühne zu übernehmen und sich verantwortlich an einem gesamten Spielprojekt zu beteiligen
- Darstellungs- und Rezeptionsästhetik in Theater und Film zu reflektieren und die theatrale Zeichensprache wahrzunehmen und bewusst einzusetzen
- künstlerische Arbeit aktiv und passiv zu genießen und zu schätzen.
Fachspezifische Kompetenzen
Ziel des Unterrichts im Fach „Theater und Film“ ist die Entwicklung einer umfassenden produktions- und rezeptionsorientierten Handlungskompetenz, welche sich vor allem aus den folgenden Aspekten speist:
- Sach- und Gestaltungskompetenz in der Lösung szenischer und filmischer Gestaltungsaufgaben
- Vermittlung von künstlerisch-ästhetischem Wissen als Allgemeinbildung, welche es erlaubt, kompetent, aktiv und sinnerfüllt am kulturellen Leben teilzuhaben
- Kommunikations- und Selbstkompetenzen wie Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen, Präsentationskompetenz und Disziplin.
So trägt das Fach ganz wesentlich zur Identitätsfindung und Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen, die sich auf dieses Wagnis einlassen, bei und leistet somit einen wichtigen Beitrag zu einer umfassenden Persönlichkeitsbildung.
Praxis von Theater und Film am Ringeisen-Gymnasium
Im zweistündigen Wahlkurs, dessen Halbjahresleistungen auch in das Abitur eingebracht werden können, inszenieren wir je Kurs in der Regel zwei Stücke pro Schuljahr. Diese werden im Zeitraum zwischen Dezember bis Februar sowie in den Sommermonaten Juni bzw. Juli auf die Bühne gebracht. Die Winterproduktionen finden im Kellertheater, einem Spielstättenschmuckstück im historischen Gewölbekeller, statt, welches 90 Sitzplätze bietet. Die Sommerproduktionen werden, wenn es das Wetter zulässt, auch im Freilichttheater (ca. 120 Plätze) im Innenhof unserer Schule aufgeführt.
Sebastian Eberle
Links zur weiteren Information
Theater und Corona: Beitrag im Josefsboten 2021-1