Dienstagvormittag! Normalerweise sitzen wir um diese Zeit in der Schule, lösen Gleichungen und lernen Vokabeln. Das war am 24. April nicht der Fall, denn im Rahmen unseres P-Seminars „Nacht der Vampire“ (Literatur erleben – Tänzerische Interpretation des Stücks) unternahmen wir, insgesamt 14 Mädchen mit unserer Seminarleiterin Lisa Neuberger, eine Exkursion nach München. Dort wollten wir einen Einblick in die Arbeit von Profis an der Abraxas Musical Akademie bekommen.
Als wir über einige Umwege schließlich im Tanzstudio ankamen, durften wir sogleich einer Jazzstunde von Kathrin Wunderlich beiwohnen. Die Tänzer wirkten anfangs alle wie ganz gewöhnliche Teenager, doch ihr Talent und ihre Motivation bewiesen uns schnell, dass sie mehr als gewöhnlich waren, denn trotz der Disziplin, die sie während des anstrengenden Trainings an den Tag legen mussten, merkte man, wie viel Spaß ihnen das Singen und Tanzen bereitete.
Zuerst probte die Gruppe, bei der es sich um die Abschlussklasse handelte, einen Tanz aus dem Musical „Cats“. Dabei fiel uns sofort auf, wie synchron das Ganze war und mit welcher Ausdrucksstärke die Tänzer alle Bewegungen ausführten.
Zunächst wurde der Tanz trocken geübt. Frau Wunderlich legte sehr viel Wert auf Präzision, so auch bei den Einsätzen, weshalb sie gewissenhaft mitzählte und genau darauf hinwies, welche Bewegung zu welchem Zeitpunkt ausgeführt wird. Anschließend wies sie auf Fehler hin, die ihr aufgefallen waren. Während sie also die Ausführung der Fouettés bemängelte oder auf die richtige Attitude hinwies, verstanden wir nur Bahnhof. Doch die Tänzer wussten sofort, was gemeint war, und versuchten es beim nächsten Mal zu perfektionieren. Die Proben gingen weiter mit dem Tanz- und Gesangsstück „I hope I get it“ aus dem Broadway-Musical „A Chorus Line“. Nun konnten die auszubildenden Musicaldarsteller nicht nur ihr tänzerisches, sondern auch ihr gesangliches Talent unter Beweis stellen, und überzeugten auch mit dieser Nummer.
Nach eineinhalb Stunden Jazztraining ging es dann weiter mit Hip Hop. Dies wurde von Ben unterrichtet, der selbst Absolvent der Abraxas Musical Akademie war, bevor er für einige Zeit nach Amerika ging, um dort tänzerische Erfahrung zu sammeln. Diese Erfahrung gab er nun an seine Schüler weiter und beeindruckte uns damit, dass er ihnen innerhalb einer halben Stunde einen komplett neuen Tanz beibrachte, den diese dann auch noch perfekt ausführten. Dieser Tanz stammt aus dem Musical „Hairspray“, welches in den 60er Jahren spielt und deshalb viele „Sixties-Elemente“ beinhaltet. Neben dem Bird und dem Monkey brachte Ben seinen Schülern auch die Duck und den Swim bei –- und hier war der Name Programm. Die Bewegungen wirkten anfangs etwas lustig, doch als sie von der ganzen Gruppe zusammen mit der Musik und damit in doppelter Geschwindigkeit ausgeführt wurden, ergaben sie ein einzigartiges Bild. Erneut waren wir verblüfft vom Können der Tänzer, bei denen alles so leicht aussah und die eine Atmosphäre schufen, welche sofort Lust machte mitzutanzen.
Um unseren Besuch an der Akademie abzuschließen, durften wir Toralf Vetterick, einem der Inhaber der Tanzschule, noch Fragen stellen. Diese drehten sich vor allem um den Werdegang von Musicaldarstellern und deren späteres Berufsleben. Dabei erfuhren wir, dass die Ausbildung zum Musicaldarsteller später eine Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten eröffnet, zum Beispiel im Fernsehen oder als Synchronsprecher. Daneben erzählte er uns noch von seiner tänzerischen Laufbahn und gab uns ein bisschen von seiner Lebenserfahrung mit auf den Weg. So legte er uns ans Herz, immer neue Dinge auszuprobieren wie zum Beispiel das Singen. Denn auf meine Frage, ob man denn auch eine Ausbildung zum Musicaldarsteller machen kann, wenn man kein Gesangstalent hat, antwortete er, man könne es ja lernen.
Alles in allem hat sich der Besuch in der Abraxas Musical Akademie also voll und ganz gelohnt, denn dadurch haben wir nicht nur mehr über die Gattung des Musical gelernt, sondern auch allgemein gesehen, was Leidenschaft für Tanz, Gesang und Schauspiel – kurz für Musicals – bedeutet.
Jeanna Miller