Bischof begegnet jungen Menschen in Ursberg

Religion:
Bischof Bertram Meier ist zu Gast im Ursberger Ringeisen-Gymnasium.

Wie ihn die Schülerinnen und Schüler erleben und was ihnen in Erinnerung bleiben wird.

Mittelschwäbische Nachrichten, Samstag, 12. Februar 2022

Von Manuela Rapp

Ursberg Gerne hätten sie in der 5c noch mehr gefragt. Etwa danach, ob er noch Zeit für Freunde und Familie habe. Oder, ob sein Amt schwierig sei. Doch Bischof Bertram Meiers Besuch im Ringeisen-Gymnasium der Ursberger St. Josefskongregation war nun mal getaktet. Einen Vormittag lang stattete der geistliche Oberhirte der Diözese Augsburg der Schule einen offiziellen Besuch ab, der aber einen sehr persönlichen Charakter hatte. „Er war sehr nett und hilfsbereit, freundlich und witzig“, fasst Fünftklässlerin Larissa ihre Eindrücke zusammen. „Er wäre auch ein guter Lehrer.“

Für Schulleiter Andreas Merz verkörpert der Bischof, wie Kirche sein könne. „Er ist offen und nahbar.“ Diese Eigenschaften stellte Bertram Meier gleich beim herzlichen Empfang mit Musik, Ballett und Begrüßungsworten durch den Rektor, die SMV-Vertreter Luisa Huber (10a), Christian Baur (10a) und Viktoria Grimbacher (Q12) sowie Sebastian Eberle, den Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung, unter Beweis. Nicht nur, dass er die vielen Verbindungen nach Ursberg und zu den Schwestern hervorhob. Da gab es auch einen kleinen Austausch mit Mitgliedern des Oberstufenorchesters oder lobende Worte für das sehr weiblich geprägte Kollegium. Was, überlegte der 61-Jährige, wäre die Kirche ohne Frauen? „Was immer das für die Zukunft heißen mag“, sagte der Bischof, „wir sind in die große Weltkirche eingebettet.“ Nicht alle dort seien in ihren Wünschen so weit wie hier in Deutschland.

Eine „große Offenheit“ für junge Menschen attestiert Hildegard Schütz, Lehrerin für Latein und katholische Religion sowie Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Augsburg, dem Gast. „Er ist jemand, der sehr überzeugend und authentisch ist.“ Diese Offenheit demonstriere der Bischof auch dadurch, dass er lebe, was er sage. Mit Bertram Meier verbindet Hildegard Schütz Aufbruch und Erneuerung im Rahmen dessen, was möglich sei, wie sie betont. Sein Besuch sei Wertschätzung und Ehre für die Schule und signalisiere den jungen Leuten, dass sie „von der Kirche und vom Bischof ernstgenommen werden und dass die Kirche Hoffnung geben kann.“

Zusammen mit dem Schulseelsorger, Pater Christian Hamberger, dem Vorstandsvorsitzenden des Dominikus-Ringeisen-Werkes, Direktor Martin Riß, hält der Bischof den turnusmäßigen Jahrgangsstufen-Gottesdienst, bei dem dieses Mal die zehnten Klassen an der Reihe sind. Die Fürbitten – orientiert an den Werken der Barmherzigkeit – haben die Schüler der 10a vorbereitet. Die Lesung hält Agnes Weishaupt, die evangelische Schulseelsorgerin. „Ökumene ist bei uns unglaublich unkompliziert“, sagt der Rektor.

Bertram Meier hat für seine Predigt das Gleichnis vom barmherzigen Samariter gewählt. Den Menschen, die am Rande stehen, gelte es Ansehen zu schenken, lautet sein Credo. Nicht nur seines: Der oberste geistliche Repräsentant der Diözese spannt den Bogen zu Papst Franziskus, der die Kirche mit einem Feldlazarett vergleiche. Da komme nicht der Arzt zuerst, viel-mehr gehe dieser das Wesentliche an. „Nicht die äußere Form ist entscheidend, unsere Grundhaltung ist gefragt.“ Sein Appell an die Jugendlichen: „Sprecht uns an.“ Dabei warb er um Vertrauen und Glaubwürdigkeit, so schwer das auch gerade sei. Ursberg nennt er ein „wichtiges geistliches karitatives Zentrum“.

„Wir sind das letzte Gymnasium in Schwaben, das in der Trägerschaft eines katholischen Ordens steht“ erläutert Schulleiter Andreas Merz. Die St. Josefskongregation leiste unglaublich viel für die Schule. Generaloberin Schwester Katharina Wildenauer habe Meier eingeladen. Wegen der Corona-Pandemie sei dies erst jetzt möglich geworden. „Der Bischof soll sehen, was wir für eine tolle Schule sind“, sagt der Rektor. Umgekehrt, und das habe er in seiner Predigt zum Ausdruck gebracht, wolle er das Gymnasium mit in das Netzwerk der Diözese einknüpfen. Zum Ausdruck bringe dieser Besuch seine Wertschätzung, aber ebenso „dass wir als Schule eine Rolle in der Diözese spielen“.

Eine der drei Jahrgangsstufen, denen der Gast die Referenz erweist, ist die 5c. Die Schülerinnen und Schüler erzählen ihm von ihrer Adventsaktion, für die sie gebastelt und gearbeitet hatten, und die letztlich wegen Corona nicht stattfinden konnte. Stattdessen beschenkten die Fünftklässler die Bewohner des Hauses Margareta in Ursberg. „Ich war schon ein bisschen stolz, dass wir dem Bischof unser Projekt vorstellen durften“, beschreibt Nina ihre Gefühle. Nicht weniger emotional war für die Fünftklässler die Möglichkeit, in persönlichen Kontakt mit Bertram Meier zu kommen.

„Die Kinder sollen eine Idee bekommen, wer dieser Mensch ist“, findet Lehrerin Gertrudis Pagel, die diese spezielle Unterrichtsstunde mit der Klasse vorbereitet hat. Dies sei wichtig und es interessiere sie. „Für sie ist es ein Gewinn, dass sie ihn erleben können.“ Sie als Lehrerin habe nur die Eckwerte vorgegeben. Der Bischof wiederum solle mitbekommen, wer die Schüler seien. Um das hervorzuheben, stellen sie Fragen, die mit eigenen Erfahrungen verbunden sind. So etwa möchte ein Mädchen, das davon begeistert ist, mal Tierärztin zu werden, wissen, warum der Bischof ausgerechnet diesen Beruf ergriffen habe? Wollte er schon als kleines Kind Priester werden?, erkundigt sich eine künftige Lehrerin.

Und so erfährt die Gruppe also, wie stark den aus Kaufering stammenden Meier sein Heimatpfarrer beeindruckt hat. Dass er „kein Bürobischof, sondern ein Leutebischof“ sein möchte, und es keinen Tag bereut hat, diese Laufbahn eingeschlagen zu haben. Dass er schon als kleines Kind Priester werden wollte. „Ich möchte Anwalt Jesu sein“, erklärt er. „Wir brauchen Mut, müssen Kante zeigen.“

Gertrudis Pagel lobt die „sehr entspannte Atmosphäre“ beim Gespräch. Ihren Schülern ging es nicht anders. „Ich habe mir ein ganz anderes Bild vorgestellt“, meint Magdalena. „Man sieht den Bischof immer nur in der Kirche.“ Witzig, humorvoll, freundlich, so fand sie ihn. Chiara spricht von einem „schönen Erlebnis“. Er habe viel erzählt. Josepha hat die Begegnung „sehr viel Spaß gemacht“. Vergessen werde sie sie nicht, glaubt sie. „Ich habe mich gefreut“, resümiert Nina.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Herzlichen Dank!



Einen Einblick in den Besuch bietet auch folgender Film: