Kühle Luft schlägt dem Wanderer am Höhleneingang entgegen. In der Sturmannshöhle bei Obermaiselstein hat es das ganze Jahr hindurch, konstante 8 Grad Celsius. Kühlschranktemperatur. Die im urzeitlichen Meer gebildeten Kalkschichten liegen wie Blätterteig übereinander und wurden bei der Gebirgsbildung der Alpen schräg aufgerichtet. Eindringendes Wasser hat im Schwarzenberg über Jahrtausende hinweg einen schmalen, dreieckig anmutenden, etwa 460 Meter langen Spalt zwischen diesen Schichten ausgewaschen. Vorbei an einer drachenartigen Felsskulptur geht es einen schmalen Gang in den Berg hinein. Immer wieder muss man sich ducken oder den Kopf zur Seite legen, um sich nicht an den Felsen zu stoßen.
Auf feuchten, glitschigen Stufen geht es immer tiefer hinunter. Ganz unten am Boden der Höhle liegt ein in geheimnisvolles Licht getauchter Tümpel, dessen Wasser über einen siphonartigen Abfluss durch die Felsen rauscht und etwa 300 Meter weiter östlich als Quelle aus dem Berg plätschert. Zur Schneeschmelze und im August steigt der Wasserpegel und schwappt in den schmalen Treppenschacht. Im Sommer 2005 stieg der Pegel um fast 68 Meter und hätte damit fast die gesamte Höhle geflutet.
Die Führung durch die etwa 120 Millionen Jahre alte Spalthöhle war der spannende Höhepunkt des diesjährigen Josefsausflugs, der die etwa 30 aktive und ehemalige Lehrerinnen und Lehrer des Ringeisen-Gymnasiums samt Schulleitung Anfang Oktober ins Allgäu führte. Auf der Wanderung, bei der Einkehr in der Schlitte-Hitte in Ofterschwang und während der Busfahrt gab es Gelegenheit, alte und neue Kollegen näher kennenzulernen und bestehende Freundschaften zu pflegen.
Dass die Höhle heute für Touristen zugänglich ist – übrigens die einzige begehbare Höhle im Allgäu –, ist dem Entdeckerdrang des Höhlenforscher Dr. Geiger, der 1815 erstmals in die Höhle vorstieß, und anderer mutiger Männer aus Obermaiselstein, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Verein zur Erforschung und touristischen Erschließung der Sturmannshöhle gründeten, zu verdanken. So wurde die Höhle sogar noch vor dem Dorf Obermaiselstein elektrifiziert. Die Glühlampen mit Kohlefaserdrähten sind heute durch moderne LED-Leuchtmittel ersetzt, was den dort lebenden Fledermäusen entgegenkommt. Neben den nachtaktiven Flugtieren bewohnen kleine Playmobildrachen, die über dem sogenannten Drachentor für die Kinder als Attraktion angebracht sind, die Höhle.