Bayerischer Vizemeister im Tanz

tanz_bayernfinale

VON STEFAN REINBOLD, MITTELSCHWÄBISCHE NACHRICHTEN, 29.4.2017, S. 33

Es sieht so federleicht aus, wie die Mädchen in ihren pastellrosa Kleidchen über den Turnhallenboden tanzen. Die Bewegungen und Figuren fließen ineinander und wirken, als seien sie der natürliche Ausdruck der melancholischen Klaviermelodie, die im Hintergrund abgespielt wird. Als die Mädchen im Spagat auf den Boden sinken, geht ein Raunen durch das Publikum. Sieben Schülergruppen kämpfen beim Landeswettbewerb im Schultanz in Schrobenhausen um den Sieg. Mittendrin 14 Mädchen des Ringeisen-Gymnasiums Ursberg. Die Siegerehrung beginnt mit den Letztplatzierten. Als klar wird, dass die Ursberger Gymnasiastinnen einen Platz auf dem Treppchen sicher haben, gibt es kein Halten mehr. Die Stimme des Moderators geht im ohrenbetäubenden Jubel der Mädchen unter, nachdem sie die Silbermedaille zugesprochen bekommen. Besser war nur die Tanzgruppe eines Gymnasiums in Aschaffenburg, die seit Jahren die Spitzenplätze belegt. Mit dem zweiten Platz sind die Ursberger Mädchen mehr als zufrieden. Immerhin haben sie sich damit auch für den in diesem Jahr erstmals ausgeschriebenen Bundeswettbewerb qualifiziert, der am 24. Juni in Maintal-Bischofsheim, in der Nähe von Frankfurt am Main, ausgetragen wird. Mächtig stolz auf den Titel, hat die Mädchen nun der Ehrgeiz gepackt. Sie wollen auch beim Bundeswettbewerb ganz oben mitspielen. Laura denkt an einen Platz unter den zehn besten.

Was auf der Tanzfläche so leicht und schwerelos aussieht, ist allerdings das Ergebnis intensiver Probenarbeit. Einmal in der Woche trainieren die Mädchen nach der Schule unter Anleitung ihrer Sportlehrerin Franziska Schmid. In den Monaten vor einem Wettbewerb kommt häufig noch der Samstagvormittag mit dazu. Viel Zeit und Mühen, die die 13- bis 14-jährigen Mädchen in ihr Hobby investieren. Doch im Team stimmt die Chemie. „Ich war noch nie in einer so guten Gruppe. Jede kommt mit jeder gut aus“, sagt Paulina. Auch zu ihrer Lehrerin, die seit 28 Jahren die Tanzgruppen am Ringeisen-Gymnasium in Ursberg leitet, haben die Mädels einen guten Draht. Gemeinsam erarbeiten sie die Choreografien für die Tänze. Schmid ist mit Herzblut dabei. „Ich glaub‘, sie choreografiert auch daheim noch vor dem Spiegel“, sagt Madlen und lacht.Während einige andere Mädchen bereits Vorkenntnisse in der Ballettschule sammelten, hat sie das Tanzen erst bei Schmid gelernt. „Ich hab’ mich in der 5. und 6. Klasse durchgekämpft. Das war manchmal schon hart, es ist aber toll, jetzt zu sehen, was ich kann“, sagt Madlen. Ihre Freundinnen nicken zustimmend. Sie sei inzwischen eine der besten Tänzerinnen.

Man merkt den Mädchen ihre Begeisterung für den Sport aber auch ihren eisernen Zusammenhalt an. Sie haben sichtbar Spaß. „Die Stimmung ist bei uns immer auf 180“, bestätigt Paulina, „wir sind nur auf der Tanzfläche still“. Das bestätigt auch Schmid. Nach dem Gewinn der Silbermedaille beim Landeswettbewerb habe man schon von Weitem hören können, in welcher Umkleidekabine ihre Mädchen sich befanden, sagt die Lehrerin und lacht: „Da hab’ ich schon manchmal schimpfen müssen. „Doch beim Training hält Schmid nichts von zu viel Druck.“ Die Mädchen entwickelten so viel eher ihren eigenen Ehrgeiz. Der Erfolg gibt ihr Recht. Auch, dass zu den Wettkämpfen immer wieder ehemalige Schülerinnen im Publikum erscheinen, belegt die gute Verbindung, die Schmid zu ihnen pflegt. „Ich mag die Mädchen einfach gern“, sagt sie. Toll findet sie auch das Engagement der Eltern, die mit zu den Wettkämpfen kommen, Kuchen backen und die Frisuren machen. Die Freude am Sport überträgt Schmid auch auf ihre Schülerinnen. „Tanzen ist ganz anders als zum Beispiel Basketball“, sagt Madlen. „Da lackelt man rum, während man beim Tanzen Körperspannung braucht und sich beherrschen können muss. „Man kann durch Tanz etwas ausdrücken“, erklärt Paulina ihre Begeisterung. „Das war beim Wettkampf so schön, unser Lachen war da nicht gespielt, sondern ganz echt.“