Erinnern, aufklären, mahnen – Filmpremiere am Ringeisen-Gymnasium stimmt nachdenklich

Erinnern, aufklären, mahnen – dieses Ziel verfolgten 13 Schüler und Schülerinnen des P-Seminars Filmmusik zusammen mit ihrem Kurslehrer Mathias Jannetti. Nach monatelanger Vorbereitung und Erarbeitung eines Drehbuchs inszenierten sie den Stummfilm “Deportation with Handicap“ an einem Drehtag. Dieser wurde Ende September im Ringeisensaal zahlreichen Interessierten vorgestellt. Der Film nimmt Bezug auf den taubstummen Heinrich Bodenmiller, der 1941 vor seiner anstehenden Deportation fliehen konnte.

Vor der Filmvorführung berichtete Martin Rexer, ein Historiker aus Stuttgart, über die grauen Reichsbusse, mit denen Menschen mit Einschränkungen von SS-Ärzten abgeholt wurden und in Tötungsanstalten gebracht wurden. Diese Busse wurden von der Reichspost bereitgestellt. Sie verbreiteten Angst und Furcht in der Bevölkerung, wie es in einem Buch von Gernot Römer heißt. In diesem steht wörtlich geschrieben „Wie eine Todesdrohung gegenüber jedermann seien die grauen Busse mit ihrer menschlichen Fracht durchs Land gefahren“.

Der Schwarz-Weiß-Film zeigt, wie Heinrich Bodenmiller mit weiteren acht Menschen mit Behinderung in einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Ursberg befindet, als dieser jäh durch einen SS-Arzt und zwei Soldaten unterbrochen wird. Sie haben den Auftrag, die Menschen mit Behinderung aus der Heil- und Pflegeanstalt zu verlegen. Während die drei Beamten in den weißen Kitteln damit beschäftigt sind, die Beeinträchtigten zwischen den Schulterblättern zu nummerieren, sie auf der Liste abzuhaken und ihre Personalien aufzunehmen, schafft es Heinrich, sich durch eine Seitentür der Kirche hinauszuschleichen. Nachdem er sich drei Tage im Wald versteckt hatte, suchte er wieder Zuflucht in der Kirche. 

Der Stummfilm zum Euthanasie-Verbrechen wurde durch musikalische Vorgaben der Komposition „Shadows“ von Nathan Avakian durch den Musiklehrer Mathias Jannetti an einer Kinoorgel begleitet. Die Orgel bot eine große Dynamik und erzeugte somit eine nachdenkliche und bedrückte Stimmung.

Im P-Seminar wurden verschiedene Filtechniken erlernt, die dazu beigetragen haben, ein möglichst authentisches Endergebnis zu erhalten. Mittels eines „Hiddencuts“ – der Schnitt zweier Szenen wird dabei durch zwei ähnliche Einzelbilder so überlagert, dass er kaum wahrgenommen wird – konnte die Fluchtszene aus der Kirche nahtlos überlaufen.

CSU-Landtagsfraktionsvorsitzender und Schirmherr des Films, Klaus Holetschek, folgte der Einladung zur Filmpremiere und betonte die Wichtigkeit, dass sich auch junge Menschen mit dem Thema Nationalsozialismus und Euthanasie auseinandersetzen und die Erinnerung daran aufrechterhalten. Generaloberin der St. Josefskongregation, Schwester Katharina, führte ebenfalls an, dass es in ihrem Sinne war, die Verbrechen der Nationalsozialisten an Menschen mit Behinderung, die auch in Ursberg stattgefunden haben, stärker in den Vordergrund zu stellen. Denn jeder Mensch ist kostbar.