Ein nachdenklich stimmender, aber auch unterhaltsamer Abend – Elias Canettis „Die Befristeten im Kellertheater“

Am Freitag, dem 10.02., Samstag, dem 11.02. und Sonntag, dem 12.02.2017, inszenierten die Oberstufenkurse Dramatisches Gestalten unter Leitung von Herrn Sebastian Eberle im Kellertheater Elias Canettis Theaterstück „Die Befristeten“.

Das dramatische Gedankenexperiment des Literaturnobelpreisträgers Canetti wurde trotz der „schweren“ Thematik von den 29 Mitgliedern des Ensembles beeindruckend souverän, ergreifend, gefühlvoll und publikumswirksam auf die Bühne gebracht.

So wurde eine Gesellschaft gezeichnet, in der jedem bei seiner Geburt seine Lebensspanne – oder eben Lebensfrist, daher der Titel „Die Befristeten“ – vom Kapselan (Sebastian Dirr) zugeteilt wird. Im Eigennamen der Darsteller wird diese Frist angezeigt, sodass „Zehn“ (Konstantin Völk), „Dreiundvierzig“ (Paula Linhart) oder „Sechsundneunzig“ (Yara Hessenreither) in der Handlung auftreten. Die Protagonisten des Stückes sind zwar befreit von der Todesfurcht, es ergeben sich in der entstehenden statischen Gesellschaft aber weit schlimmere Zwänge, denn der Wert und die Persönlichkeit eines jeden „Individuums“ richten sich lediglich an den ihm zugeschriebenen Lebensjahren aus. Ein „Zehn“ wird ein Nichtsnutz sein und bleiben, wohingegen ein „Achtundachtzig“ einen hohen Stellenwert einnimmt, aber hart und herzlos ist, da er die meisten seiner Mitmenschen zwangsläufig überleben wird. An dieser „Diktatur des letzten Augenblicks“ beginnt ein Mann namens „Fünfzig“ (Ferdinand Naß) zu zweifeln und löst damit eine Revolution aus, die ihn – getreu dem Schlagwort „die Revolution frisst ihre Kinder“ – schlussendlich das Leben kostet.

Nicht nur der eben genannte Fünfzig, der seine enorme Textmenge sicher bewältigte und seinen Charakter eindringlich darstellte, sondern auch der Rest der Theatergruppe zeigte ein sehr hohes spielerisches Niveau, was für eine herausragende Gesamtleistung sorgte. So fanden sich neben sehr gefühlvollen Szenen (u.a. Franziska Spengler als „Mutter“, Anna-Lena Kast als „Freund“ und Marie Veit als „Sie“) auch unterhaltsame (z.B. Dominik Schwaiger als „junger Herr“, Lydia Strobl als Dame, Lukas Scheifele als „Einer“), wahnsinnige (Christian Sandner als „junger Herr“) und eindrucksvolle Momente (Sebastian Dirr als „Kapselan“) sowie ergreifende (Angelina Seefried als junge Mutter) Darstellungen.

Zusammen mit der sehr stimmungsvollen musikalischen Begleitung auf dem Klavier (Konstantin Völk) und den kreativen Bühnenbildideen entstand so eine stimmige und sehr sehenswerte Inszenierung, die zum Nachdenken anregte, aber auch unterhielt.

Der Applaus sowie die lobenden Worte der Zuschauer belohnten alle Beteiligten für die Mühen der intensiven Probenarbeit.

(Das Bild zeigt das gesamte Ensemble (Q11: Lukas Scheifele, Titus Weber, Franziska Spengler, Julian Schropp, Florian Kramer, Paula Linhart, Viktoria Mairhörmann, Kerstin Vogel, Marie Veit, Angelina Seefried, Maria Sommer, Daniel Mairhörmann, Jonathan Pagel, Benedikt Hartmann, Dominik Wiblishauser, Annika Hedrich, Yara Hessenreither; Q12: Ferdinand Naß, Anna-Lena Kast, Sebastian Dirr, Konstantin Völk, Jan Klos, Sebastian Obeser, Noah Nelhübel, Dominik Schwaiger, Christian Sandner, Annika Berger, Lydia Strobl; Sebastian Eberle)